Die geologische Wand iui Humboldthain zu Berlin.
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Stellung und die, Umformungen, die es erlitten hat, zu beantworten. Erst hierauf kann dann die Geographie die fertige Schale in Besitz nehmen und ihre Bedeutung für die Bewohner kennen lehren.
Unter dem Material treffen wir sogenannte Eruptiv- und Sedimentärgesteine, oder wir finden, wenn wir allein die Zusammensetzung im Auge halten, einfache, gemengte und Trümmergesteine.
Über seine Verwendung sehen wir, dass die Sedimentärgesteine auf der Erdoberfläche bei weitem am häufigsten ih die Erscheinung treten, und dass die Eruptivgesteine nur einen verhältnismässig kleinen Kaum bedecken. Die Sedhnentärgesteine indessen verlangen zu ihrer Bildung wieder festes Gestein, das zerstört worden war, und dieses finden wir in den untersten Schichten, der ersten festen Schale, den Graniten, die indessen trotzdem oft die höchsten Gipfel bilden. Die Sedimentärgesteine können mannichfacher Art sein, die älteren, d. h. die untersten, sind die krystallinischen Schiefergesteine: die Gneisse, Gra- nulite, Glimmerschiefer und Phyllite, die jüngeren sind die Kalksteine, Sandsteine, Thonsteine, Thone und Sande. Die Erforschung der Sedimentärgesteine in ihren Lagerungsverhältnissen zu einander liefert die Geschichte der Erde. Die Geologen haben, in Nachahmung der menschlichen Geschichte, Perioden unterschieden und diesen Namen gegeben. Nur ist über ihre Dauer bisher nichts Sicheres zu ergründen gewesen, es sind die Jahre des Schöpfers, die mit menschlichen Zahlen nicht zu. umfassen sind. Die Beschäftigung mit ihnen lehrt den Gedanken der Unendlichkeit zu begreifen. Ihr Studium zeigt, dass es in allen jenen Zeiten festes Land und Meer gegeben hat, auf dem und in dem Tiere und Pflanzen gelebt haben, lange bevor es Menschen gab. Die Schichten der Erde sind wie ein historisches Bilderbuch, denn ihre Abdrücke zeigen uns die Wandlungen in der Form und der Tracht der Geschöpfe, sie lehren, dass ein grosser Zusammenhang besteht vom Anfang bis zur Gegenwart, und dass eine beständige Vervollkommnung der Lebewesen stattgefunden hat. Aber so glatt wie die Blätter eines Buches liegen die Schichten nicht übereinander, die Beobachtung lehrt, dass sie für gewöhnlich gestört und in den meisten Fällen in mannichfacher Richtung gegeneinander verschoben sind. Die ganze Erdschale ist in Schollen zersprengt, von denen einige gesunken, andere emporgehoben sind, an ihren Rändern sind sie aufgepresst und in ihrem Innern zusammengedrückt oder auseinandergesprengt, so dass in die Klüfte hinein die untersten Gesteine bis an die Oberfläche geschoben wurden. Das sind die Gebirge. Solche Vorgänge gehen in der Regel unmerklich vor sich, und sind fast nur an den Küsten zu beobachten, wo die Wasseroberfläche eine Marke bildet. Häutig treten sie auch plötzlich auf und geben zu Erdbeben Veranlassung, wie solche z. B. am oberen und mittleren Rhein ziemlich häufig sind. Eine, bei weitem ge-