Heft 
(1893) 2
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Die geolo)fiselie Wand im Hunilioidtliain zu Berlin.

längere Rolle spielen die vulkanischen Erdbeben, denn sie beschränken sich auf die Umgehung der thätigen Vulkane. Dabei bringen sie neues Material aus dein flüssigen Erdinnern empor und erzeugen die Eruptiv­gesteine, die Laven. Altere Eruptivgesteine sind z. B. Porphyr und Melaphyr; jüngere: Basalt, Phonolit und Trachyt.

Was die Entstehung anbelangt, so ist die der Sedimentärgesteine, so verschieden sie im Einzelnen sein mag, doch die einfachste, immer ist bewegtes Wasser das Transportmittel, und ruhigeres Wasser lässt die nicht mehr beweglichen Materialien: die Steine, Kiese und Sande zurück, im unbeweglichen Wasser des Meeres oder der Seeen fällt der Thon. Die Einbettungen von toten Tieren und treibenden Pflanzen liefern die Abdrücke; in günstigen Buchten häufen sich die Pflanzen oft zu dicken Massen an und werden die Ursachen der Kohlenlager. Die Ver­dunstung des Meerwassers in abgeschlossenen Becken, welche von Zeit zu Zeit durch Sturzwellen wieder gefüllt werden, führt unter heissem Himmel zur Steinsalzbildung. Die Auslaugung von Urgesteinsarten mit Hülfe von chemischen Agenzien, hauptsächlich von Kohlensäure und Sauerstoff, liefert Salzlösungen, aus denen beim Verdunsten die Erze sich abscheiden, oft erst unter Beihülfe neuer chemischer Agenzien, wie z. B. des Schwefelwasserstoffes. Kohlensäurehaltige Wasser lösen ganze Lagen von Kalkstein auf und schaffen Höhlen, in welchen nachher wieder rück­wärts Tropfstein gebildet wird. Gewöhnliches Tagewasser löst Partieen von Gips und Anhydrit auf und erzeugt jladurch unter lockerem Gestein Hohlräumo, welche durch Einsinken der Decke wieder gefüllt werden, wodurch die sogenannten Erdfälle entstanden sind. Erdbeben und Vul­kane haben zu verschiedene Ursachen, um hier mit kurzen Worten ah- ge'than zu werden. Und jene Faltungen in der Erdrinde endlich, welche die Gebirge erzeugen, entstehen bei dem allmählichen Zusammen­schrumpfen der Erdkugel, infolgedessen die Schale nachstürzt, wobei es natürlich ohne gegenseitige Reibung und Stauchung der Schollen nicht abgehen kann.

In diesen Zeilen sind gleichsam durch Stichworte einige der wich­tigsten Thatsachen und Probleme der Geologie gegeben worden, welche vor einer geologischen Wand am besten erörtert werden können.

In Anlehnung an das Hallenser Profil beabsichtigt die Stadt Berlin im Humboldthain ein ähnliches für die Zwecke des Unterrichts herzu­stellen. Dem entsprechend wird dasselbe von vornherein unter anderen Gesichtspunkten angelegt werden müssen. Es wird hier nicht, wie in Halle, darauf ankommen, eine vollständige Sammlung von Gesteinsarten zu liefern, sondern in erster Linie sollen die bei der Bildung der Erd­oberfläche auftretenden Pirscheinungen vor Augen geführt werden. Da­bei ist es selbstverständlich, dass die charakteristischen Vertreter der verschiedenen Formationen hierzu ausgesucht werden.