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Die geologische Wand im Humholdthain zu Berlin.
gefunden, und in Erinnerung an die schönen Stunden spreche ich Herrn Richter hier für die treue Hülfe und wissenschaftliche Belehrung meinen herzlichen Dank auch öffentlich aus. Noch am Nachmittage durchstreiften wir his zur Dunkelheit die Steinbrüche in der Umgehung, um finden folgenden Tag die beste Route auszuwählen. Auf der Wanderung konnte ich aber nicht umhin, immer wieder voll Bewunderung in das reizende Thal der Mulde hinabzusehauen, das hei dem tiefen Stande der Sonne beständig neue Lichter und Schatten zeigte. Am anderen Morgen begann die Arbeit: ein Wagen und ein Steinschläger wurden engagiert und von früh 6 Uhr bis zur Dunkelheit ging es bergauf und ah aus einem Steinbruch in den anderen, um überall das Beste zu holen. Nicht immer war dies leicht, die Schiefer namentlich sind schwierig zu bearbeiten, da sie leicht splittern, und ich bestrebt sein musste, möglichst das Material an Ort und Stelle zurecht zu schlagen, damit Platz gespart würde. Es gelang trotzdem 10 verschiedene Gesteinsarten zu erhalten. Es war wichtig, aus dieser Gegend eine Anzahl Vertreter zu besitzen, denn ihre Gesteine bilden den Übergang von den Graniten und Gneissen zu den versteinerungsführenden Schichten, die darüber liegen. Wir befinden uns hier im sog. sächs ische n Mittelgebirge, das die Yor- berge des Erzgebirges ausmacht und durch einen seitlichen Gebirgs- schub parallel mit dem Erzgebirge gehoben wurde; es bildet eine Falte mit nach oben gerichteter Wölbung, einen Sattel, eine sog. Antiklinale. Den Kern derselben bilden massige Gesteine der Granulitformation, wesentlich Granulit und Gabbro, welche in ihrer Zusammensetzung noch einige Verwandschaft mit dem Granit haben. Die Schichten dieser Gesteine fallen entsprechend dem Ende der Antiklinale nach allen Seiten hin ein, so dass bei Rosswein, wenige Kilometer westlich von Nossen, wo der Sattel aufhört, ein fast halbkreisförmig verlaufender Schichtenbau vorliegt. Weiter nach aussen folgen sowohl nördlich wie südlich die Glimmerschiefer und die Phyllite. In der Umgegend von Nossen treten dieselben Gebirgspartieen, nur nicht in so regelmässiger Anordnung, auf, und die Mulde oberhalb des Städtchens hat sich in diesen Gesteinen nur ein enges Thal aus waschen können, namentlich schmal und steil geböscht ist es dort, wo zu beiden Seiten fester Gabbro ansteht, wie bei der Beier-Mühle, welche ehemals eine Steingutfabrik war, indem hier ein fast nur aus Feldspat bestehender Turmalin-Granit, welcher einen schmalen Gang im Gabbro erfüllt, einfach zermahlen und verarbeitet wurde. An zwei Stellen des rechten Ufers hat hier einst ein Ausbruch von Quarzporphyr stattgefunden, dieser ist ein sehr hartes Gestein und ist daher überall als Strassenpflaster anzutreffen. In einer hellen bläulichroten Grundmasse liegen zahlreiche 1—2 mm grosse, oft schon kaolini- sierte Feldspate und rauchgraue Quarzkörnchen. In dem benachbarten Gestein tindet sich eine Umformung desselben, die man Ilornfels nennt,