Heft 
(1893) 2
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Lebensabriss des Berliner Juristen Clemens Klenze.

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und welche in dem ursprünglichen Gestein durch die Gluthitze des Porphyrs hervorgerufen ist. Zwischen Rosswein und Nossen in einem von N. nach S. gerichteten Keil tritt nun noch jüngeres Gebirge, das Oamhrium, zu Tage, es läuft östlich neben Rosswein und westlich neben Nossen je eine grosse Verwerfungsspalte hin, zwischen denen jenes Stück liegt, das daher eine grosse (ingesunkene Scholle vorstellt. Jene Gabbros und Glimmerschiefer am oberen Laufe der Mulde stellen die Verbindung mit dem Erzgebirge her und haben an der oben beschriebenen Faltung des Landes keinen Anteil gehabt. In dem Gebiete der abgesun­kenen Scholle, in welchem Schiefer herrschen, hat die Mulde sich ein breites Thal eingewaschen, denn die Schiefer waren leicht zu zerstören, sie tliesst hier in vielfachen Schlängelungen durch eine grüne Aue. Interessant ist die Stelle, wo sie dicht unterhalb Nossen aus dem älteren Gestein kommend, auf das jüngere des Cambriums stösst, hier hat sie eine tiefe Bucht in dem weichen Schiefer ausgehöhlt, so dass die Ge­hänge des Kirchberges fast senkrecht über ihr emporsteigen. Die Stadt hat auf dem Abhange Promenaden angelegt und Bänke errichtet, von denen aus man einen wundervollen Blick auf das gegenüberliegende Städtchen hat, das sich terrassenförmig aufbaut und auf der höchsten Stelle mit einem prachtvollen Neubau der städtischen Schule abschliesst. Nach links schaut man alsdann die Mulde hinauf in dasenge Durchbruchs­thal mit seinen dicht-bewaldeten Gehängen. Diese knappe geognostisehe Skizze eines Stückes des sächsischen Vorlands zeigt wohl, wie abhängig die Oberfläche einer Gegend von ihrem geologischen Bau ist, und wie wesentlich die Kenntnis des letzteren für das Verständnis jener und der Entwicklung der menschlichen Cultur auf derselben ist.

Zu den aus der Ferne beschafften Gesteinen kommen noch einige, die aus den heimischen Findlingen ausgewählt wurden, wie sie bei den Krdarheiton in der näheren Umgebung Berlins aus dem Geschiebelehm ausgegraben wurden. Es sind Blöcke von Granit, Diorit, Amphibol- schiefer und Gneiss.

Und somit ist wohl eine genügende Monge von Material beisammen, um die beiden ersten Zeitalter der Erde, welche die archäischen und die paläozoischen Formationen umschliessen, zur Darstellung zu bringen.

Clemens August Carl Klenze wurde geboren am 21. December 1795 auf dem Gute seines Vaters, Heissum bei Hildesheim. Er studierte in Göttingen und Berlin Rechtswissenschaft und Philologie, machte die