Heft 
(1893) 2
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Schriftenschau.

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hohen Hohlraum mit dem unterliegenden kleineren freilässt, der mit Füllwerk ausgefüllt ist. Abweichend davon und unter den märkischen Granitbauten wohl einzig dastehend, sind die ebenfalls auf Kämpfer­gesimsen stehenden Spitzbogen des Nord- und Südportals durchgebildet. Der äussere Bogen ist nach dem dritten Stein, der noch einmal so lang ist als die anderen und nach aussen hin sich etwas keilförmig ver­jüngt, noch einmal geknickt und steigt nun als ein besonderer Bogen empor. Auf diese Weise wird ein, annähernd halbmondförmiger Ent­lastungsraum gebildet, der die Wucht der auf ihm ruhenden Gesteins- massen verteilt und durch Quadern geschlossen ist. Das Befremdende dieser im Altertum vielfach (Löwenthor zu Mykenae, Pyramiden etc.) angewandten Konstruktion wird noch dadurch verstärkt, dass an einem weit abgelegenen Orte, an der Chortlnire des spätromanischen Domes zu Uatzeburg dieselbe wiederkehrt, nur dass der obere Thürabschluss stumpfwinklig abgeschlossen ist, während der deckende Bogen halbkreis­förmig ist. Mehr noch als bei letzterem Bau, der aus Backsteinen errichtet ist, ist dieser Entlastungsraum an dem Rathaus von Dahme am Platze, bei dem die Dicke der aus schwerem Granit hergestellten Mauern ein solches Verfahren empfehlenswert machte. Dies Portal allein beweist es, dass das alte Bauwerk kein kunstgeschichtlich un­bedeutendes ist. Zieht man dabei noch die schönen Verhältnisse, die aus allen Ansichten desselben zu ersehen sind (man betrachte nur den Grundriss und die Westseite), in Betracht, so ergiebt sich, dass auch der Granitbau in der Mark eine bedeutende Entwicklung erreicht hat. Leider aber hat dieser bisher in Brandenburg ebenso wenig als in anderen Provinzen Norddeutsohlands seinen Geschichtsschreiber gefunden, was nach der mitgeteilten Probe wohl zu bedauern ist.

Schriftenschau.

Albrecht und Graupe: Wanderbuch für die Mark Brandenburg. I. Theil. Nähere Umgegend Berlins. Zweite, verbesserte und erweiterte Auflage. Preis 1,50 Mk. Berlin 1893. Verlag von Alexius Kiessling.

Die nach wenigen Monaten bereits erschienene neue Auflage beweist, wie beliebt das im Baedeker-Stil gehaltene Wanderbüchlein binnen kurzem im Kreise der Heimatsfreunde geworden ist. Wir können unser S. 243 Bd. 1 derBrandenburgia gespendetes Lob nur in verstärktem Masse wiederholen. Mehrere neu hinzugekommene Kärtchen und viele ergänzende Notizen erhöhen die Brauchbarkeit des Wanderbuches. Der Preis ist ein billiger. Zu wünschen