Heft 
(1893) 2
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Dorf Hönow und die grosse Schildkröte.

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oft des Nachts Licht in der Kirche brennen sieht, vveiss man nicht, aber dass es schon oft genug stattgefunden, ist bestimmt.

Seit diesem Jahr 1843 scheint sicli niemand wissenschaftlich um die Schildkröte bekümmert zu haben. Berliner kommen, wie uns die Leute erzählten, nicht oft nach Hönow; es wohnen sogar trotz der Nähe der Reichshauptstadt keine Berliner dort im Sommer. Das liegt ledig­lich an der schlechten Verbindung, da noch immer keine Chaussee von der Haltestelle Kaulsdorf der Ostbahn nach Hönow führt und der Weg von der Bahn, wie wir, die Mitglieder E. Schenk, II. Maurer und meine Wenigkeit, am 15. August 1892 erfuhren, bei starker Hitze, staubig und sandig, eine beschwerliche gute Stunde Gehens in Anspruch nimmt.

Die Kirche ist in Ahrensfelde eingepfarrt (zur Zeit Pfarrer Uhl­mann). Der in Hönow wohnhafte Küster, Herr Lütke, liess uns das aus behauenen Feldsteinen erbaute Kirchlein öffnen. Dasselbe ist nach R. Bergan, Inventar der Bau- und Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg, Berlin, 1885, S. 416, aus dem 14. Jahrhundert. Quadra­tischer Chor mit Apsis, Langhaus und Westturm, letzterer nach märki­scher Art von der Breite des Langhauses, oben wahrscheinlich nach einem Brande in roten Ziegeln erneuert, wie die oberen Teile der Kirche ebenfalls. Der Chor ist mit achtteiligen Kreuzbogen und die halbrunde Apsis ebenfalls überwölbt, das einschiffige Langhaus mit zwei Kreuz­gewölben überdeckt. Die Fenster sind modern erweitert und mit Ziegeln eingefasst. An der Südseite ein rundbogiges Portal aus Feldsteinquadern mit abgetreppten Laibungen. An älteren Sachen in der Kirche zwei messingene Altarleuchter, im Turin eine Glocke von 1473.

Auf der Orgelbühne, vom Altar aus gesehen links, hängt an einem Sförmigen Eisenhaken die Rückenschale einer grossen Meeresschildkröte. Die Schale ist von der Halskrümmung bis zum entgegengesetzten Ende gemessen 93 cm lang und bis zu dreiviertel der Länge breit. Die Schale ist von Neugierigen vielfach beschädigt worden, namentlich die bräun­lichgelbe dunkel marmorierte Epidermis an vielen Stellen abgelöst. \ on der Täfelung gibt die beifolgende Skizze eine Vorstellung.

Die Schale Ist ei-herzförmig, in der Mitte fast platt, nach den Seiten aber ziemlich abfallend. Der Aussenrand ganz, über dem Hals und an den Ober­armen seicht nach innen eingebogen. Von den 5 Rückenplatten ist die erste (am Halse) quer gewölbt, nach vorn geneigt, etwas breiter als lang; die folgen­den 3 Rückenplatten sind etwas länger als breit, zwischen der 4. und 5. Platte ist bei dem vorliegenden Stück eine kleine fast 8förmige Platte (individuell) eingeschoben.

Nach dem ganzen Habitus gehört die Hönower Schildkröte in die