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Dorf Hönow und die grosse Schildkröte.
Gruppe der Chelonien, speciell der Chelone viridis Schneider*), über deren Artumgronzung bis jetzt keine Einigkeit herrscht, indem einige Forscher Ch. mydas (midas), virgata, maculosa, marinorata, for- niosa, tenuis, macropus untersciieiden, andere diese Artnamen mit Cli. viridis zusammenwerfen. Dies Tier kommt vorzüglich im tropischen atlantischen Ozean vor, geht aber einzeln bis England hinauf, kommt aber auch im Mittelmeer vor. Die Tortugasinseln in Mittelamerika heissen nach den gewaltigen Tieren, die bis zwei Meter lang und fünf Centner schwer werden.**) Das Tier wird aber auch von Ceylon, Malakka und anderen Teilen des Indischen Oceans, ebenso aber aus der Südsee erwähnt; es ist also im gewissen Sinne circumpelagisch; überall lebt diese Schildkröte wie ihre Verwandte, die Karettschildkröte (Chelone imbricata, squamata, rostrata) von Pflanzenkost, Seegräsern, Algen u. dergl.
Tn Erinnerung des vergangenen Jahres 1892, wo wir die Feier der 400jährigen Entdeckung Amerikas begangen haben, ist es wohl am Platze, darauf zu verweisen, wie Don Christobal Colon auf seiner ersten Reise in dem Antillen-Meer so viele Seeschildkröten fand, dass er einer Inselgruppe nördlich von San Domingo darnach den Namen der Schildkröten-Eilande verlieh. Nicht selten erlabten auf seinen Cara- velen sich die hungernden Mannschaften an dem gesunden Fleisch dieser Schildkröten, die Alfred Brehm wegen ihres kulinarischen Wertes kurzweg „Suppensehildkröten“ benamset hat. In der Sargasso-See, welche die Mannschaften des Kolumbus mit Schrecken erfüllte, weil sie glaubten, dass die Karavelen schliesslich in dem Meeresptlanzendickicht stecken bleiben würden, ist die Seeschildkröte häufig.***)
Das gewaltige Tier hat von jeher die Schriftsteller beschäftigt, ln Conrad Gesners, des Züricher Arztes Historia Animalium Lib. II. de Quadrupedibus viviparis. Zürich, 1554 heisst es S. 105: „Testudo marina, a Plinio etiam inus marinus appellatur: et Albertus quoque murem marinum recte testudinem interpretatur. Asfulhasch, id est testudo
*) Vergl. Schneider: >Allg. Naturg. der Schildkr.« 1783. S. 299, Taf. II. — Schreiber: »Herpetologia Europaea« 1875. S. 518. — Desmares t: »Histoire naturelle de Lacépède. I. 1860. S. 124. — Brehms Tierleben.« Grosse Ausg. 2. Aufl, 1878. III. Abt. I. Bd. S. 79 fig.
**) Nicht ku verwechseln mit den im Stillen Ozean belegenen, zu Ecuador gehörigen Scliildkröten-Inseln Gallopagos- oder Galapayos Inseln, die nach riesenhaften, bis 600 Pfd. schweren Land-Schildkröten (Testudo elephantopus, T. nigra) ihren Namen führen.
***) Dans ces grandes herbes, qui se nomment Sargasses, et qui paraissent en divers endroits sur la surface de la mer, mais dont le grand nomhre est au fond de l'eau et sur les cötes, on trouve entre plusieurs autres esphces d'animaux marins, une prodigieuse quantitö de tortues. Descr. de I lle Espagnole; Hist. g6n. des Voyages, part. III, liv. 5.