Heft 
(1893) 2
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Dorf Hönow und die grosse Schildkröte.

mit der Ruderstange als Untiefe im Wasser des Haussees noch jetzt deutlich nachweisbar.

I)a nun die wendischen Burgwälle im Wasser oder Sumpf aufge­schüttet oder auf Pfahlrosten errichtet zu sein pflegen, auch besonders die kleinen Anlagen versteckt zu sein pflegen, während die lltigel- kuppe des Blocksberges gerade umgekehrt über dem umliegenden Terrain erhaben war und dasselbe beherrschte, so dürfte einer der seltenen Fälle einer vorwendischen, germanischen Anlage, Opferstätte oder Vertheidi- gungspunkt, vorliegen, vergleichbar etwa dem sogen. Sattel auf dem Hengst, einer vorwendischen, durch einen Graben und Wallaufwurf von dem übrigen Lande getrennten Anlage, in der Stübnitz beiSassnitz auf Rügen. Eine andere von mir untersuchte germanische Wallanlage, Hochburg, auf festem Boden ist der Schanzenberg bei Knoblauch im osthavelländischen Kreise. Nach germanischer in unserer Gegend wird inan sagen dürfen, nach semnonischer Art sind diese festen Punkte auf dem gewachsenen Roden ausgewählt und dadurch vertheidigt, dass man sie durch einen Graben abgeschnitten und die Grabenerde zur Aufhöhung benutzt hat. Auch der altertümliche deutsche Name Blocksberg, der meines Wissens niemals wendischen Sumpfburgen, sondern nur wirklichen natürlichen Erhöhungen gegeben wird, spricht für ein Ueberbleibsel aus vorwendi­scher Zeit. Endlich fehlen hier die zahllosen Gefässreste, Fisch- und Säugetierreste, welche die ständigen Begleiter wendischer Burgwälle zu sein pflegen. Mindestens haben wir von dergleichen Spuren, die doch sonst unschwer festzustellen sind, nichts zu ermitteln vermocht.

Von Hönow und den Hönowern ist aber auch sonst noch allerhand seltsamer Spuk bekannt.

Als die Kaiserlichen unter Oberst Winss im November 1633 Berlin brandschatzen wollten, verhandelten Magistrats-Mitglieder mit dem un­gestümen Gegner. In einem zeitgenössischen Bericht heisst es:Nach beendigter Betstunde tractireten einige von den Rathsdeputirten mit den Kaiserlichen zu Hönow und waren bemühet, sie mit einer bewilligten Brandschatzung abzuweisen. Welche aber in der That ihr Gebet erhöret gefunden, indem der Feind sich mit grosser Flucht davon gemacht und Gott sie dergestalt mit Blindheit geschlagen, dass sie die Bäume für eine Menge schwedischer Reiter angesehen und sich vor ihnen fürchtend, Alles verlassen und davon gegangen, welches Alles einzig und allein zur Ehre Gottes und dieser Wundorthat, welche sich bei diesem Gebet damals zugetragen, angeführet.

In der That war der sächsische Feldmarschall v. Arniin mit einem Heere in der Nachbarschaft eingetroffen.

ln der Möllerschen Chronik findet sich folgende von einem Be­wohner des Dorfes erlebte Hexengeschichte:

In diesem Jahre [1670] fuhr ein Bauer von Hönau [Hönow] in