Heft 
(1893) 2
Seite
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Persönliche Nachrichten.

Alter Prahm-Fund, ln Tschichertzig a. Oder ist kürzlich in der Ziegelei des Kaufmanns G. Kadach beim Lehmgraben ein eichener Prahm freigelegt worden, der 45 Fuss lang und 12 Fuss breit ist. Dieses sehr alte Fahrzeug lag unter einer Sandschicht von 2 m. und einer Thonschicht von ebenfalls 2 m. Tiefe, war also 4 m. bedeckt. Ein Uber 300 Jahre alter Eichenwald ist vor langen Jahren in der dortigen Oderniederung entfernt und der Boden in Acker umgewandelt worden. Das Fahrzeug in Hede ist sehr gut erhalten und stark gebaut macht einen modernen Eindruck, muss aber, nach der Fundstelle zu urteilen, Jahrhunderte dort eingebettet liegen. (Mitteilung des Amtsvorstehers Grandke zu Oblath, Kreis Züllichau, vom 28. Okt. 1892 an das Mark. Museum.)

Persönliche Nachrichten.

Herr Geheimer Regicrungs- und Landcs-Baurat Bluth, unser Ausschuss-Mitglied, ist zum Konservator der kunst- und baugeschichtlichen Denkmäler der Provinz Brandenburg ernannt worden. So ist denn endlich auch der Schutz, die Aufsicht und Pllege der geschichtlichen Monumente unserer engem Ileimath bestens organisiert und bewährten Händen anver­traut worden.

Wilhelm von Lübke, der bekannte kürzlich in Karlsruhe verstorbene Kunstgeschichts-Forscher, sei hier erwähnt, da er seine Laufbahn in Berlin begonnen. Er war Schulatntskandidat am Friedrich-Werderschen Gymnasium. Als bei einem Umbau der Marienkirche 1863/64 das Wandgemälde des Todtentanzes aufgedeckt ward, war Wilhelm Liibke einer der ersten, der diese merkwürdigen Malereien ausführlich beschrieb. In seinen hiersclbst im Verlage von F. Fontane & Co. erschienenenLebenserinnerungen entwirft er eine fesselnde Schilderung des künstlerischen und wissenschaftlichen Lebens unserer Hauptstadt in den fünfziger Jahren. Nachdem Lübke eine Berlinerin, die verwitwete Sanitätsrat Dr. Bennewitz, geb. Eichler, eine Schwester des bekannten, in die achtundvierziger Wirren Berlins vielfach verwickelten Ludwig Eichler, geheirathet, verliess er Berlin für immer. In seinen baugeschichtlichen Werken erwähnt er Berlin und die Provinz Brandenburg häutig. Der persönliche Adel ist Lübke vermöge seiner hohen Beamtenstellung verliehen worden. Er bekannte sich zur katholischen Kon­fession, war dabei aber religiös der Aufklärung zugethan. Am 17. Januar 1820 zu Dortmund geboren, hat er ein Alter von 67 Jahren erreicht. Sein grösstes Verdienst besteht darin, dass er die Kunstgeschichte in Deutschland volkstümlich gemacht und in allen Schichten eingebürgert hat. F.

Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Peinminerstrasse 04. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P Stankiewicz' Buchdruckerei, Berlin, Bemburgerstrasse 14.