Bericht Aber die 8. (6. ansserordentl.) Versammlung des II. Vereinsjahres. 155
Wir folgen in unserem Berichte derjenigen Gruppe, die ihren Rundgang durch den Betriebsraum begann, in dem die Herstellung der Porzellanerde durch Zermahlen des in den königlichen Manufakturgruben auf der Senneberger Feldmark bei Halle gewonnenen, mit Feldspath durchsetzten Gesteins (Kaolin) erfolgt. Das Zermahlen wird mittels einer Dampfwalzmühle bewirkt.
In einem der gewölbten Räume wird, wie der führende Herr Techniker Marquardt bemerkte, [ein grosser Überrest der Wegelyschen Porzellanerde aufbewahrt, die sich im Baugrunde des „Sedan-Panorama“ auf dem ehemaligen W'egelyschen Grundstück in der Neuen Friedrichstrasse vorfand. Bekanntlich hatte Wegely dort im Jahre 1750 die erste Berliner Porzellanfabrik errichtet.
Die gemahlene Porzellanerde wird demnächst in den angrenzenden oberen Räumen der „Schlemmerei“ von dem groben Quarzsand und Schwefelkies gereinigt, und zwar mittels Schlagwerke in einer rotierenden W assertrommel; dann gelangt die breiartige Masse in grosse Gefässe und erhält, nach Beseitigung des noch anhaftenden Wassers, eine Beimischung von pulverisiertem schwedischen Feldspath, worauf die festere Masse in Filtrierpressen zu einem kuchenförmigen Teig gestaltet wird. Dieser gelangt sodann in Broden vou 10 kg nach dem Absatzraum und wird von dort zur Verarbeitung nach der Dreherei und den Formerwerkstätten gebracht.
Dort erhält die Masse entweder durch Freidrehen auf der Scheibe die annähernde Form des herzustellenden Gegenstandes (insbesondere Tafelgeschirre), oder sie wird direkt in eine Gipsform gepresst. Henkel und Zierrate werden besonders geformt, ebenso bei Figuren uud Gruppen die einzelnen Gliedmaassen, die dann angefügt oder miteinander verbunden werden. Aus freier Hand dagegen geschieht das Formen vou Ultimen und Blättern, Ornamenten etc., — eine Kunsttechnik, die hier in staunenswerter Weise zur Ausübung gelangt.
Nunmehr erfolgt das „Verglühen“ oder Brennen der fertiggestellten und völlig lufttrockenen Porzellane, nachdem dieselben durch Eintauchen in die flüssige Glasur präpariert worden sind. Das „Verglühen“ in den mit Gasfeuerung versehenen Brennöfen bewirkt ein gleich- niässiges Überziehen der grossen Oberfläche mit der Glasur. Dann folgt der letzte Prozess des „Gutbrennens“ in feuerfesten Kapseln. Diese gelangen schichtweise in die Brennöfen und können, nachdem die Thür- öftnungen zugemauert worden, einer Hitze bis auf 1700° C. ausgesetzt werden.
Der letzte Besuch galt, nachdem die Besichtigung der Glasur- We rkstätten und der Brennereien mit ihren 21 Öfen erfolgt war, den Maler-Ateliers. In dem ersten derselben werden die „Zwiebel- niuster“ auf den Tafelgeschirren etc., vorzugsweise mit Kobaltblau, her-
