Heft 
(1893) 2
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Bericht über die 9 (2 Arbeits-)sitzung des II. Vereinsjalires.

Censur der humoristischen Litteratur das politische Gebiet gänzlich ver­schlossen war, wurde der Stoff zum grössten Teil dem Berliner Volks­und Strassenleben entnommen. Die beliebte humoristische Bühneufigur jener Zeit, Beckmann in der Rolle desEckensteher Nante, in mancher­lei lithographischen Darstellungen veröffentlicht, gab gleichsam das Signal zur Entstehung ähnlicher, meist minderwertiger Bilder und Schriften, deren Inhalt an witzigen, humoristischen, markigen, mitunter uberderben Redensarten mit Vorliebe citiert, auch im Volksverkehr selbst erweitert wurde. Einzelne Künstler, insbesondere B. Dörnbeck, hin und wieder auch Ilosema nn, machten sich an die Illustration der berlinischen Volkswitze und die Verleger, namentlich Gebrüder Gropius und Winckel- maun & Sohn, gaben die betreffenden Blätter in den Handel.

Obgleich hier die stattliche Zahl von 69 verschiedenen Bildern vor­liegt, so sind mir doch noch gegen 30 aus anderweitigen Sammlungen, namentlich aus der des Mitgliedes Herrn Burckhard, bekannt und es mögen wohl weit über 100 gedruckt worden sein.

Verzeichnis

der aus dem Märkischen Provinzial-Museum vorgelegten

Berliner Witz- und Redensarten-Bilder.

Kat. XI.

1. Einem Herrn, der durch eine offene Klappe in einen Keller gefallen ist, ruft eine dort mit Zerkleinern von Holz beschäftigte Frau zu:Ochse! wat is denn det hier vor en Kellergefalle!

2. Rollkutscher und Schenkmädchen vor einer Kneipe:Pfui Deibel Noch eenen!!

3. Zwei Angeheiterte: Erster:Ick schlendre meinen Schlendrian un habe meinen Kop vor mir! Zweiter:weest Du wat Gevatter! wenn ick ne Kjepe hedde so setzt ick mir rinder und drüge mir nach Schöneberg, denn däten mir die Beene nich weh

4. Eine Frau ruft drohend aus dem Fenster ihrem Töchterchen, das eben im Rinnstein watet, zu:Aurora! Jux Liese will sie ausen Reuasteen!

5. Lampenanzünder im Begriff eine Laterne anzuzünden, 2 Strassen- jungen, 1 Bürger.MHnneken (rufen die Jungen) soll ick ihnen nich vorn Groschen Oehl besorgen?

6. Frau mit blindem Mann zu einer Bettelfrau mit kleinem Kind:wat giebt sie denn vor det Balg den Dag Miethe zum betteln gehn?Icke? sieben Silbergroschen.Det sollte mir fehlen, mit Bälgen schleppen. Da gebe ick doch lieber acht Silbergroschen, da kriege ick den schönsten blinden Mann, un der muss alleene lofen.

7. Wagen mit Kutscher und Fahrgast, der eben ausgestiegen und i® Begriff ist zu zahlen:Ein andermal, (sagt er zum Kutscher) spann er die Uhr vorn Wagen, und steck er das Pferd in die Tasche.