Heft 
(1893) 2
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Bericht über die 9. (2. Arbeits-)Sitzung des II. Vereinsjahres.

2 kleinen Henkelöhren und kurzem zylindrischen Hals, ganz war. Seitlich von diesen Urnen lag einganz bis auf die Knochen verweseter Menschen­körper, dem Ansehen nach eine Person von 14 bis 16 Jahren, wie man an dem Hirnschädel und an den Zähnen mutmasste. Die Totengebeine hat man an demselben Ort eingegraben; die Urne, von welcher aber der Oberteil des Halses fehlt, und ein Teil von einer andern, wurden auf­bewahrt; (wo? ist leider nicht gesagt). I)er Pastor Hauer lässt sich dann noch über die vermutliche Entstehung des Grabes aus:Vermutlich war der Tote, dessen Gebeine man fand, einer der alten Bewohner unserer Mark, der Wenden, von denen der Stamm der Witzen, besonders hier im Teltowschen Kreise die Brizaner, sich niedergelassen hatten. Da indessen die Wenden ihre Toten verbrannten, so ist die Frage: wie kam ein förmliches Totengerippe, welches zu wenig Kaum hatte, um ausge- gestreckt zu liegen, sondern gleichsam hineingeschoben zu sein schien, vielleicht auch in seiner sitzenden Stellung dort aufbewahrt war, in dies Gewölbe? Uiesse das Skelet vermuten, dass es die Reste eines bejahrten Menschen wären, so könnte man annehmen, dass es der Körper eines gewaltsam getöteten Greises sein müsse; denn bekanntlich wurden alte Eltern, oder andere alte Personen, denen inan wohl wollte, vorsätzlich getötet, lebendig begraben u. s. w., weil man glaubte, dass die, die nicht eines natürlichen Todes stürben, zum Gott Wodan kämen und bei ihm im Walhalla reichliche Freuden genössen. Vielleicht war indessen der Tote «>in junger Mann, der vom Schwerte des Feindes getötet und un­verbrannt beigesetzt war, oder ein ungesundes nicht heilbar scheinendes jüngeres Mitglied einer Familie, das man durch einen gewaltsamen Tod von seinem traurigen Beben erlöset und zu den Freuden des wendischen Himmels oder Walhalla befördert hatte.

Dieser Bericht ist von mehrfachem Interesse. Er überliefert uns die Thatsache, dass ein solches Riesengrab (Hünenbett, auch Dolmen genannt) im südlichen Teil der Mark gefunden worden ist, wo bisher ein solcher Fund nicht bekannt war. Erst nördlich der HavelSpree Linie von Brandenburg bis Frankfurt a. O. sind sie sehr vereinzelt vor- gekommen. Nur ein Fund südlich jener Linie, das Steinkammergrab w der Feldmark Klein Rietz bei Beeskow, welches Sie als Titelvignette auf Friedel'sStein-, Bronze- und Eisenzeit in der Mark Brandenburg uh- gebildet finden, hat grosse Ähnlichkeit mit dem von Löwenbruch; dort ist aber nicht, wie hier, sicher festgestellt, dass es ein unverbranntes Skelet enthielt. Die Urne aus dem Löwenbrncher Grabe gleicht nach vorstehender Beschreibung den Gefässen von Klein Rietz, indem auch dort drei Gefasst« mit kugelig abgerundetem Boden und mit je z" el Henkelöhren vorkamen und die in Bezug auf den Urneninhalt etwas unsicheren Fundangaben lassen die Möglichkeit zu, «lass das Klein Rietze 1 " Grab auch einen im verbrannten Leichnam enthalten hat. Derartig 1 '