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Bericht über die 9. (2. Arbeite- Sitzung des II. Vereinsjahres.
da bis jetzt kein einziges Steingrab aus der Mittelmark bekannt sei. Während sich noch in der Altmark zahlreiche magalithische Monumente erhalten haben, fehlen sie in unserer Nähe scheinbar ganz. Erst weiter östlich sind neuerlich durch Major Kasiski bei Neustettin in Pommern ähnliche Gräber aufgedeckt. Zahlreicher sind sie in Pom in e- rellen, dem LandstrichWestpommerns zwischen dem linkenWeichsel- ufer, Pommern, Posen und Ostsee.
Herr Friedei macht noch darauf aufmerksam, dass Ed. Krause und Otto Schoettersack in der Zeitschrift für Ethnologie einen längeren Aufsatz „Die megalithischen Gräber (Steinkammergräber) Deutschlands mit Abbildungen und Karten, Jahrg. 25, 1893, S. 105 ff., veröffentlichen. Aus der Vergleichung dieses Materials mit den skandinavischen, britischen, französischen, pyrenäischen und nordafrikanischen inegalithischen Gräbern werden sich hoffentlich sichere Schlüsse auf die Nationalität der Dolmenbauer auch unserer Gegend ziehen lassen. Möglich, dass das Vorhandensein einer den Germanen vorangegangenen Völkergruppe hierbei mit in Betracht gezogen werden muss. .Auch das langgestreckte grosse Riesengrab bei Mellen nahe Lenzen a. E., Kreis West-Pricgnitz, darf hierbei nicht ausser Acht bleiben.
8. Demnächst erklärt der 2. Vorsitzende, E. Friedel, folgendes:
Wie aus dem Haupt vortrage des heutigen Abend ersichtlich, will auch die „Brandenburgs“ nicht unterlassen, das Andenken unseres Landsmannes, des grossen Naturforschers undlleimatskundigenChristian Conrad Sprengel in diesem Jahre zu ehren, wo es hundert Jahre sind, dass er seine epochemachende Schrift, „das entdeckte Geheim- niss der Natur“ veröffentlichte.
Der Lebenslauf dieses lange verkannt gewesenen Forschers hat hauptsächlich sich in Spandau und Berlin abgespielt. Er ist ein trüber gewesen und erinnert an den des nicht minder grossen Naturforschers Jan Swammerdam, der ein Jahrhundert vor ihm lebte, trotz seiner bewegenden Entdeckungen und seiner glänzenden Beobachtungsgabe ebenfalls von den Zeitgenossen verkannt ward und mit der Welt zerfallen, verbittert und in grosser Armut, halb vergessen dahinstarb.*
Ich benutze die Gelegenheit, eine kürzlich erschienene, höchst verdienstliche Schrift von Professor Dr. O. K irchner und Dr. H. Potonie:
*) Jan Swammerdam, geb. zu Amsterdam am 12. Februar ldä", vervoll. kommnet das Mikroskop und macht besonders anatomische Entdeckungen in der Insektenwelt („Allgemeene Verhandeling von bloedeloose Diertjens“), stirbt nach langen) Herumirren in seiner Vaterstadt am 15. Februar 1685. Viele seiner Schriften hat er selbst vernichtet. Das Hauptwerk ist nach seinem Tode als „Biblia Naturae“ heraus - gegeben. Vgl. „Jan Swammerdam“. Ein Lebensbild von Dr. E. I). Pvzel in der Deutschen Rundschau, Bd. XXII. S. 225 ff.