184 Bericht über die 10. (6. ausscronlcntl.) Versammlung des II. Vereinsjahres.
eine Treppe höher gelegene Kapelle, wo wir mit einem Musikstück des Bläserchores empfangen wurden. Die Kapelle besitzt an der Eintrittsstelle, der einen Schmalseite, einen Chor mit einer Orgel, und diesem gegenüber in einer Nische steht der Altar. Rechts neben demselben hängt ein religiöses Ölgemälde und links ist die Kanzel aufgestellt. An den Längsseiten sind hohe Fenster mit reicher Glasmalerei. An die Kapelle, welche 1500 Personen fassen kann, schliesst sich ein grosser Saal von derselben Ausdehnung. An den Längsseiten desselben sind Emporen angebracht, von denen die eine mit einer Mannortafel versehen ist, welche von dem Besuche der Allerhöchsten Herrschaften berichtet. An der einen Schmalseite des Saales befindet sich eine geräumige Bühne, auf welcher gerade die Vorbereitungen für eine Xebelbildervorstellimg getroffen wurden. In diesem Saale versammeln sich auch die verschiedenen Vereine der Meierei-Bediensteten zu geselliger Thätigkeit. Es existiert z. B. ein Näh- und Strickverein, die Kutscher haben einen Gesangverein, sodann besteht ein Bläserchor unter der Leitung des Musikdirektors Frese. In dem Saale werden Tanzvergnügungen, Vorträge, Instruktionen u. s. w. abgehalten. Die 1000 Angestellten des Herrn Bolle sind eben zahlreich genug, um sich auch untereinander zu erholen und zu ergötzen.
Hierauf betraten wir nun die eigentliche Meierei. Dieselbe beginnt mit dem sogenannten Milchsammelraum, in welchem die gesamte zu verarbeitende Milch zuerst liltriert wird, indem man sie durch Kiesschichten von verschiedener Korngrösse presst, worauf sie in die grossen Kühlvorrichtungen gelangt, die eine Treppe tiefer ausmünden. Neben diesem Raum liegen die Vorrichtungen zum Sterilisieren der Milch, die sich in Flaschen befindet. Das geschieht dadurch, dass man die Flaschen längere Zeit auf 102 C. erhitzt und nachher wieder langsam abkühlt. Gleichzeitig findet hier auch das Reinigen des Kieses statt.
Eine Treppe tiefer liegt hierunter des Käseraum, in welchem die magere Milch mit Hülfe von Wärme schnell zum Käsen gebracht wird. Daneben, nun wieder rückwärts schreitend, betraten wir den Raum, in welchem die Milch aus dem Kühler herabkommt; sie verteilt sich hier auf zahlreiche Centrifugen, welche die Sahne von der Magermilch sondern, sodass beide an die betreffenden Stellen geleitet werden können: die Sahne zu den Butterfässern und die Magermilch in den Käseraum, b* dem folgenden Raume wird die Butter in grossen Maschinen geknetet und endlich abgewogen. In allen Betriebsräumen herrschte reges Lebe«, zahlreiche Räder drehen sich, die Maschinen summen und die Treibriemen ziehen kreuz und quer, überall aber ist die grösste Sauberkeit zu linden, und immer sind die zahlreichen Transmissionen, Räder uml Kurbeln mit Schutzvorrichtungen versehen.
Die Milch wird aber beständig kontrolliert, dazu werden Proben