Heft 
(1893) 2
Seite
189
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Bericht über die 11. (3. öffentl. t Versammlung des II. Vereinsjahres. 189

ist der Name Knödel. Bei Zielenzig ist die Knödel so beliebt und häufig, dass die Gegend das Knödelländchen genannt wird.*)

Viel seltener ist der wilde Holzapfel (Pirus malns L.), von dem mir kein eigenartiger Volksnaine bekannt ist, der schon in den Pfahl­bauten in Menge vorkommt. Wild ist er z. B. in den uralten Laubwäldern des Brieselang und Zotzen, sowie des Lindholzes bei Paulinenau gefunden, leb lege steinzeitliche Proben des Holzapfels aus den Pfahl­bauten, die Jacob Messikomer in Robenhausen bei Wetzikon unweit Zürich ausgebeutet hat., vor. Es liegen dabei auch Proben, welche Messikonier als veredelte Äpfel bezeichnet, ich möchte sie doch nur für grosse Wildäpfel halten.

Als ein Characteristicum dieser steinzeitlichen Obstsorten (Schein­früchte) muss es angesehen werden, dass sie roh erst dann geniessbar werden, wenn sie nach dem märkischen Ausdruckmudig odermu- dicke werden, d. h. sich zu zersetzen und in Yorfäulniss überzugehen anschicken.

Dies gilt auch von einem nahen Verwandten des Elsebeerbaums, dein Mehlbeerbaum (Pirus Aria L.), welcher bei uns nur angeflanzt, in Mitteldeutschland aber bereits wild angetroffen wird. Die schön vogelbeerroten Mehlbeerfriiehte, welche ich vorlege, entstammen eben­falls der Insel Scharfenberg. Die Mehlbeer-Scheinfrüchte schmecken im überreifen Zustande süsslich und etwas besser als die mehr faden Els- beer-Scheinfrüchte. Mitglied Direktor Dr. Otto Reinhardt machte mich darauf aufmerksam, dass im Schlossgarten zu Wernigerode aus­gezeichnet schöne Exemplare des Mehlbeerbaums stehen.

Vermöge der Güte, unseres Mitgliedes Dr. Bolle kann ich Ihnen von der Insel Scharfenberg noch zwei verwandte ArtenKinderobst vorlegen, die Scheinfrüchte einer Bastard-Elsbeere, Sorbus lati- tolia, hagebuttenartig aussehend und im überreifen Zustande ganz wohlschmeckend, ferner die siegellackfarbigen Scheinfrüchte von Sorbus lennica, die selbst einem Kinne nur wenn dies Obst überreif ist, an­nehmlich erscheinen werden.**)

*) Häufig dienen einsame Birnbäume als Grenzzeichen, Malbäume und weithin sichtbare Wahrzeichen. Darauf deutet Goethe in Hermann und Dorothea, Euterpe. Her dürre Knödelbaum auf dem Walserfeld wird grünen, wenn die letzte Schlacht geschlagen wird (Grimm. Deutsche Sagen, I, 17). Sorbus torminalis kommt mit an­deren pflanzlichen Seltenheiten, als der Eibe (Taxus beccata) und dem Frauenschuh ICvpripediuin Calceolus) in der berühmten Schlucht von Stubbenkammer wild vor. überhaupt erscheint er in der benachbarten Stübnitz auf Jasmund, Insel Rügen hier Un d da wild eingesprengt.

**) Sorbus latifolia, Alisier de Fontainebleau, kommt aucl. in Thüringen vor, vvo ihn Beclistein auffand und Bastard -Eberesche genannt. Auch Sorbus fenmca

w ächst innerhalb Deutschlands.