Kleine Mitteilungen.
195
Gross war das Erstaunen, als wir lasen:
„Im Viktoriapark ist die liebe Jugend jetzt eifrig mit der Ernte der Zirbelnüsse beschäftigt. Zu den alten Beständen des Parks gehören nämlich auch zwei amerikanische Zirbelbäume, die noch aus dem Anfänge des Jahrhunderts herrühren und wohl die einzigen ihrer Art in der Mark sind (!). Die fremdartigen Bäume, die oben rechts vom Denkmal stehen, haben sich zu der ansehnlichen Höhe von 50 Fuss entwickelt. Die Nüsse, die zu vielen Hunderten herabfallen, sind von Erbsengrösse und haben um den harten Kern etwas süsses Fleisch, das von der Jugend als Delikatesse verzehrt wird.“
Zirbelbäume (Pinus Cembra L.), in alten Stämmen im Viktoriapark vorhanden, etwas Unerwarteteres hätte es für mich nicht geben können. Und an denen sollte man lange Jahre hindurch achtlos vorübergegangen sein!
Vielleicht darf ich mir Zutrauen, mit dem Pflanzenwuchse unseres Viktoriaparks, zu dem ich in einem gewissen offiziellen Verhältnisse stehe, so ziemlich bekannt zu sein. Ich schreite daher zur Berichtigung obiger Notiz in folgender Weise.
Die Zirbelkiefer oder Arve ist ein vielbcrufenes, stark im Schwinden begriffenes Nadelholz' sowohl der Alpenregion Europas, wie auch der Ebenen des nördlichen Russlands und Sibiriens. Es ist jene Conifere, von der L. Steub witzig bemerkt, die Grödener in Tirol hätten ihre daraus bestehenden Wälder weggeschnitzelt. Diese Pinus Cembra trägt thatsächlich in grossen, schön violetten Zapfen, die der Märker Kienäpfel nennen würde, der Pinie gleich, wohlschmeckende Kerne, deren volkstümlicher Ausnutzung kein Geringerer als Jakob Grimm bereits Erwähnung thut. Da der Baum im Engadin und Bergeil, woher die meisten unserer Conditoren stammen, häufig ist, so konnte man früher — ob jetzt noch, weiss ich nicht — die folkloristischen Nüsschen, in Zucker kandirt, auch in Berlin, z. B. bei Spargnapani, verspeisen.
Etwas ganz Anderes jedoch, etwas, botanisch betrachtet, in himmelweiter Ferne von der Zirbelkiefer Stehendes, sind die Bäume, welche der oben citierte Referent der Vossischen Zeitung im Auge hat.
Diese mir wohlbekannten Stämme hören vielmehr, als den Ulmen nahestehende Holzgewächse, auf den Rufnamen Celtis occidentalis L. Dieselben konstituiren eine in unser» Parks nicht seltene und vielfach ihrer Schönheit wegen angepffanzte Baumart Nordamerikas, die ihren nächsten Verwandten m der Celtis australis, dem Zürgelbaum Südeuropas anerkennt, von dem, giauhe ich, Plinius gesagt hat, er erreiche neben der Ceder des Libanon v on allen Bäumen die gewaltigste Stannnesstärke.
Die Beerenfrucht der Celtis hat nun aber mit den Zapfen einer Ptnus- ar t nicht die allerentfernteste Ähnlichkeit. .
Zirbel und Zürgel. - Der referierende Botaniker genannter Zeitung lst wohl einzig und allein durch ähnlich klingenden Namen zu einem, Humor herausfordernden Irrtum gekommen; so gross ist der Zauber der ^onanz. Ein Satyriker wie Bubaui, würde indess auch in diesem halle aus- 5 lufen buben: Kn j uss i a eos Italiae!
di Nocl1 s ei hier in aller Bescheidenheit erwähnt, dass ich mir selbst das Ver- S <ier Erhaltung der Zürgelbäume auf dem Kreuzberg ein wenig zuschreiben