Heft 
(1893) 2
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Kleine Mitteilungen.

darf. Es war für mich eine zu fröhliche Erinnerung der Knabenzeit, an ihrem Kuss früher auf Leimruthen jene reizenden Win flinke des Nordens, vom Berliner Zizeränchen, vom märkischen Landvolk Tschlltscher benamst, ge­fangen zu haben, als dass ich den Fortbestand der Bäume nicht lebhaft hätte wünschen sollen. Ein solcher war durch den Umstand stark bedroht, dass atmosphärische Einflüsse den Wurzclhuls der Celtis einer schützenden Ent­decke beraubt hatten, in dem Maasse, dass die Stämme wie auf Stelzen standen. Dankbar erkenne ich es nn, dass meine Fürbitte bei unserem trefflichen Stadtgartendirektor Herrn Mächtig Gehör fand. In mühsamer und kost­spieliger Weise wurden die Wurzeln durch Erdanschütttungen aufs Neue gesichert und so den Zeugen ursprünglicher Lenneschcr Anpflanzung auf weitschauender Hochfläche, unter den zahlreichen dort stehenden Akazien, hoffentlich auf lange hinuus, das Dasein gefristet.

Wenn sich die Knabenwelt jetzt ihre Früchte schmecken lässt, so freut mich das von Herzen. Ihr aber wird es gleich sein, ob es Zirbel- oder Zürgelnüsse sind, die sie mit Appetit verzehrt. Prosit die Mnhlzeit!

27. Oktober 1893. Carl Bolle.

Zur Geognosie des Berliner Untergrundes. Ergebnisse einer Tiefbohrung in Nieder-Schön weide bei Berlin von Herrn F. Wahn­schaffe in Berlin, Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1893, Seite 288. Auf dem Grundstück der Chemischen Fabrik Kanne der Herren Kunheim & Co. hat Herr W ahnschaffe aus den Bohrproben iif einer Tiefe von 42 m eine Schicht von 4 m Mächtigkeit konstatiert, welche in ihren oberen Lagen fast ganz aus den Schalenresten der Paludina diluviana Knuth bestellt Diese Schnecke ist unserer Sumpfschnecke im Bau sehr ähnlich, nur ist sie kleiner; sie lebt heute in der Dobrudscha an oder in der untersten Donau. Aus ihrem Vorkommen im Unteren Geschiebelehm und in den Sanden und Thonen, welche das Liegende desselben bilden, geht hervor, dass die Schnecke zur Zeit, als das erste Inlandeis sich näherte, unsere heimischen Gewässer bewohnte, und zwar als diese schon die Gletscherbäche in sich aufnahmen, so dass die Schnecke durch die erste Eisbedeckung aus dem norddeutschen Flachland verdrängt wurde. Des Weiteren führt Herr Wahnschaffe aus, dass diese sogenannte Paludinen-Bank, wie Herr B erendt konstatiert habe, im Untergründe von Berlin und seiner Umgebung in 40 bis 50 in Tiefe als eine konstante Schicht anzutreffen sei. Aus dem Erhaltungszustand der Schalen schliesst Herr Wahnschaffe, dass sie sicham Bande eines seeartig er­weiterten Flussbettes ablagerten, und dass durch den vom Wellenschlag b e- wogten Sand und Grand die feineren Schalen der begleitenden Fauna zer­rieben wurden, während die dicken Schalen der Paladinen allein erhalten blieben. Aus diesen Betrachtungen scheint sich eine weitere Bestätigung dessen zu ergeben, was von Herrn B erendt zuerst hervorgehoben und vo n mir dann weiter in der Arbeit: Geognostische Skizze des Berliner Unter­grundes Seite 18 ausgeführt worden ist, dass nämlich auf der tertiären Ober- fläche in de r heutigen Umgegend von Berlin eine Mulde sich befunden habe, in welcher ein ZusammenstrOnien von Wasser und ein Ansammeln Sedimenten stattlinden konnten. Zache.