Kleine Mitteilungen.
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Das Sterbeglöcklein des Berliner Weihnachtsmarkts. Der alte Weihnachtsmarkt verliert mit dem Jahre 1893 seinen letzten historischen Boden. Während der Teil, welcher früher auf dem Schlossplatz und in der Breitenstrasse abgehalten wurde, seit mehreren Jahren nach der Frieden- strasse und der Frankfurter Allee verwiesen worden ist, ein anderes Zipfelchen in die Oranienburgerstrasse hineinragte, verblieb immer noch ein Bestand von 500 Buden im Lustgarten. Diese Buden werden nach dem Arkona- platz in diesem Jahre verlegt werden, weil der Bauplatz des neuen Domes den ferneren Verbleib dieser 500 Buden nicht verträgt. Diese Abteilung des Weilmachtsmarktes kommt, wie gesagt, nach dem Arkonaplatz und dessen Nachbarstrassen. Inzwischen gelangen Petitionen von Hausbesitzern des Ostens gegen die Abteilung in der Frankfurterstrasse ins Rathaus, und die Weihnachtsleute selbst sind andererseits mit dem Arkonaplatz auch nicht zufrieden. Um diesem Hinundherzerren, welches weder dem Interesse der Verkäufer, noch der Käufer, noch der Hausbesitzer und Ladenmieter entspricht, ein Ende zu machen, hat der Magistrat am 3. November 1893 mit Stinnneneinhelligkeit die Aufhebung des Berliner Weihnachtsmarktes vom Jahre 1894 ab beschlossen. Das Polizei-Präsidium, welches, soviel bekannt, vollständig auf dem Standpunkt des Magistrats in der Weih- nachtsmarkts-Angelegenheit steht, wird vom Magistrat ersucht werden, die Zustimmung zur Aufhebung beim Provinzialrat nachzusuchen.
Gegen Bücher-Marder. Zu den Verwünschungen oder Vermahnungen von Bücherdieben oder Bücherfindern, welche E. Friedel im Septemberheft 1893 S. 105, O. Matzdorff im Oktoberheft 1892 S. 139 mitgeteilt hat, eine kleine Fortsetzung. Ich besitze vom Berliner Französischen Gymnasium her ein Schulbuch mit folgender durch die vielen Conjunctiva höchst gelehrt klingender Formel:
Hunc ego possideo librum, carissime lector,
Quem si perdiderim, reddere, quaeso, velis;
Si nescis, quo tu me pulchro nomine disas,
Non est quod quaeras, aspice, nomen adest.
Hierauf folgt der Name. Dr. Paul Schubar t.
[Verdeutscht:
Dies Buch besitze ich, teuerster Leser,
wenn ich’s verliere, wollest du es, bitt’ ich, zurückgeben;
wenn du nicht weisst, mit welchem schönen Namen du mich nennen sollst,
brauchst du nicht lange zu forschen, siehe, der Name steht dabei.]
In Scheffels Ekkehard (10. Jahrh.) sagt der Abt zu Ekkehard, als er den Vergil der Herzogin Iladwig bringen soll: „Vergesst auch nicht, aus 'lern Virgilius das Titelblatt wegzuschneiden mit der Verwünschung gegen eil, der das Buch dem Kloster entschleppt“ und der Verf. bemerkt dazu in An- merk . 86: „Einträge dieser Art auf dem Titelblatt, wie sie jetzt noch die Binder herkünnnlicherweise in ihre Schulbücher zu machen pflegen, kommen in. damaligen Handschriften häufig vor.“ E . F r