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Fragekasten.
Fragekasten.
'Zur Frage der Taufbecken. Unsere Brandenburgia hat bereits mehrmals Taufbecken mit Jagdscenen zur Kenntnis und Abbildung gebracht.
Ich möchte die Frage anregen: lässt sich im Einzelfall die Herkunft solcher Taufbecken nachweisen? Es ist doch ein eigenes Ding: nicht — wie in grösseren Stadtkirchen — biblische Darstellungen, sondern Jagdscenen in Dorfkirchen!
Die hiesige Kirche zu Seedorf hatte auch so ein Taufbecken, in dessen Mitte das v. Bülow’sche Wappen, Umschrift „Hans v. Bülow 1635, auf dem Rande jagten durch Palmen und Füllhörner hindurch vier Hunde Hase, Reh, Hirsch, Einhorn. Nachdem das Becken auf der Altertumsausstellung zu Pritzwalk 1880 ausgestellt war, liess ich es abzeichnen und da „Bär“ die Kosten nicht daran wagte, wurde die Zeichnung von Herrn Architekt Th. Prüfer im „Archiv für christliche Kunst“ veröffentlicht, zugleich mit einer von mir versuchten biblischen Erklärung der Gebilde. Vossische Zeitung brachte Abdruck. Was stellte sich da heraus?
Zwei Herren v. Bülow, der eine Oberst in Potsdam, der andere Oberst in Dresden, erkannten in dem Becken eine der Familie v. Bülow verloren gegangene Jagdsaal-Schmuckschale, deren die Familie vordem zwei besessen hatte, deren eine im Besitz des Herrn Oberst v. Bülow in Dresden war. Nachforschungen von mir stellten fest, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Fräulein v. Bülow an einen Herrn v. Quitzow auf Eldenburg verheiratet worden ist, welche vermutlich die eine Schale als Mitgift zur Eldenburg mitgenommen hat. Ferner liess sich ergründen, dass besagte Schale im Jahre 1719 beim Aussterben des Eldenburger Quitzowhauses zusammen mit der Bibliothek aus Schloss Eldenburg als „wertlose Sachen“ der Kirche zu Seedorf übergeben waren.
Die ehemalige Jagdsaal-Schmucktafel war nolens-volens zur Taufschale umgewandelt worden.
Sollte solches öfter in der Vorzeit geschehen sein!
Die Seedorfer Schale ist mit Genehmigung der Kgl. Regierung gegen entsprechende kirchliche Ersatzstücke den Herren v. Bülow zurückerstattet worden und nach mehr als zweihundert Jahren Abwesenheit ihrer Schwester- schale wieder zur Seite gestellt. E. Hundtmann.
Thomas-Christen. Von der Hagen, Beschreibung der Stadt Freyen- walde, Berlin 1781, berichtet S. 86 von einer durch den Gebrauch des Freien- walder Gesundbrunnens bewirkten Kur: „Menzel und Paulini führen ein ganz besonderes Beispiel an, dass Ao. 1684 eine 50jährige Frau, welche (nach Art der sogenannten Thomas-Christen) einen ganz überaus grossköpfig ten Geschwulst an dem einen Beine hatte, davon befreyet wurde.“*) — Was haben die Thomas-Christen, d. h. die Nestorianer mit Beingeschwülsten zu thun?
*) ,,Im Brunnen-Hause waren ehemals eine Menge Krücken derer Lahme und Elenden, welche ihre Gesundheit erhalten hatten, aufgehangen, welches aber nicht mehr geschiehet.“ v. d. Hagen ebendas. Also gerade wie noch heut in vielen k athoh sehen Kirchen bei wunderthittigen Gnaden-Kirchen.
Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Demininerstrasse fit Die Fliesender
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