200 Bericht Aber die 12. (0. öffentl.) Versammlung des II. Vereinsjalires.
Mercket wol vnd dencket dran: wat ik gewest si op erden al de hir voräwer gan, moten mi glick werden.“
Es ist dies ohne Zweifel der wirkliche Leichenstein, alle übrigen Mitteilungen, dass woanders der eigentliche Leichenstein läge, beruhen auf Irrtum und Verwechslung. Die Ähnlichkeit des Eulenspiegelsteins mit den Steinen der mittelalterlichen Beischläge wurde erörtert. Höchst altertümlich mutet es an, dass Till noch nach altgermaiiiseher Sitte in einem Todtenbaum oder Einbaum und zwar aufrechtstehend beerdigt ward. Das Volksbuch von Till Eulenspiegel wurde ausführlich erörtert. Friedei erklärte sich gegen die Annahme, dass Thomas Murner der Verfasser sei, setzt vielmehr mit Karl Pannier und Wilhelm Scherer die Abfassung bereits ums Jahr 1500. Der Vortragende schilderte demnächst im einzelnen Eulenspiegels Streiche unter Ludwig dem Aelteren in Berlin, Frankfurt a. O., Brandenburg und Stendal. Es ist bezeichnend für die tiefere Auffassung der Eulenspiegelei in unserm Volksgeist, dass er den Till gerade wie seinen Seitenpart den gelahrten Dr. Faust einen Pakt mit dem Teufel schliessen, ausserdem aber auch zu Born mit dem Papst Clemens VI. in Streit geraten lässt.
In dem märkischen Schalksnarren Hans Clauert, Bürger zu Trebbin, findet Eulenspiegel 2 00 Jahr später einen Nachfolger-
Der Vergleich mit dem tiefsinnigen Magister Faust, der seine Seele dem Teufel verschreibt und trotz aller Gelahrtheit von ihm geholt wird und daneben das parodistische Obsiegen des gesunden schlichten Volksverstandes bei Till gegenüber dem Höllenfürsten liegt zu nahe, um übersehen werden zu können. Faust und Eulenspiegel, der Magier und der Schalksnarr, sind die beiden sagenhaften Helden des Mittelalters, sic finden sich bei fast allen europäischen Nationen, wie sie denn wirklich einen kosmopolitischen Charakter, die beulen Pole des Menschenwesens zeigen; aber ihre eigentliche Heimat ist doch Deutschland, und sie sind die originellen Typen des deutschen Xationalcharakters oder, noch besser, dieser erweist sich als die rätselhafte Mischung beider. Sie sind, Faust und Eulenspiegel, so typisch für die germanische Volksseele, wie der Don Juan für die romanische und der Ahasverus für den jüdischsemitischen Volksgeist.
Nach Anführung noch vieler kulturhistorischer Beziehungen der Eulenspiegel-Legende schliesst der Vortragende mit den Worten: Alle diese mannigfachen bedeutsamen Beziehungen lassen uns die Eulen- Spiegelei, die espièglerie ähnlich dem Reinecke Fuchs, als einen nicht unverächtlichen, vielmehr als einen sinnigen und recht bedeutsamen Faktor in der kulturgeschichtlichen Entwickelung des deutschen, insbesondere des uordgermanischen Volksgeistes erscheinen. —
Der durch mancherlei photographische Abbildungen unterstützte