202 Bericht über die 12 (0. öffentl.) Versammlung des II. Vereinsjahres
keit, zum Teil unter Benutzung der natürlichen Form, durch mühsames Abschleifen hergestellt. Eine Anzahl derselben hat die Form von Eiern, Nüssen oder geniessbaren Früchten; die meisten erinnern in dieser Beziehung an Kuchen, Brode, Klieben oder Klos.se oder sonst an aus der Behandlung von Mehlteig mit der Hand oder beim Ausdrücken von Käse zwischen Zeug entstehende Formen. Diese Ähnlichkeiten haben in Forschungskreisen zu der Bezeichnung: „Eierstein“, „Käsestein,“ „Brödchenstein geführt.
Oft sind sie auch noch mit sorgfältig eingeschlitfenen Näpfchen, den sogenannten Kirchenmarken ähnlich, versehen und zwar in der Mitte jeder der beiden Hauptflächen: die peripherische Fläche, dann entweder eben, oder ein wenig gewölbt, oder auch mit einer tief ausgearbeiteten Furche versehen, so dass darin eine Schnur gezogen werden kann. Diese letzteren Steine hat man zwar als „Schleudersteine“, „Pivotsteine“, oder auch der Näpfchen wegen als „Feuerreibesteine“ deuten wollen, doch erscheinen beim tieferen praktischen Eingehen auf die betreffende Verwendung alle diese Deutungen auch die als Schnurscheibe (wie beim Flaschenzug) hinfällig.
Es bleibt deshalb nur übrig, auch diese geimpften und gefurchten Steinchen als Variationen der Käse-Kuchen oder Brödrhen-Formen zu betrachten und ihnen ebenfalls, ebenso den mitunter auch iij Gräbern vorkommenden, in der Form ähnlichen Ilexenschiisselkernen, Echiniten und Schwalbensteinen, eine symbolische Bedeutung beizulegen.
Und diese symbolische Bedeutung kann nur aus den Formen zu scldiessen sein.
Wenn der Glaube unserer heidnischen Vorfahren, wie vielfach berichtet wird, die Fortdauer des Menschen nach dem Tode, die Wanderung nach Walhalla u. s. w. einschloss, so kann es wohl auch Gebrauch gewesen sein, den Toten mit der nötigen Nahrung auf seinem langen und weiten Wege auszustatten. Ja wenn nicht schon aus sonstigen Quellen auf derartige Kultusgebräuche geschlossen werden könnte, so wären diese vielen Beigabenfunde geeignet, uns auf die Annahme zuführen, dass damals unsere Vorfahren jener Sitte gehuldigt haben.
Die Leidtragenden setzten Gefässe mit Getränken in das Grab, sie legten auch Nahrungsmittel hinein, in den Formen, wie sie in der Wirt- schaff üblich waren. Da sie aber wohl wussten, dass die organischen Nahrungssubstanzen in der Erde sehr bald vermoderten, so erscheint es erklärlich, dass sie im Laufe der Zeit auf Symbole kamen, die unver- gänglich sind und deshalb auch noch nach vielen Jahren vom Toten mitgenommen werden konnten.
Und als Material für solche ewigen Speisesymbole bot sich der Stein, dessen sorgfältige Formung und Bearbeitung zu diesem Zweck die Pietät unserer Vorfahren erkennen lässt, bot sieh auch der plastisch e