Heft 
(1893) 2
Seite
205
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Die auf Befehl Friedrichs d. Grossen durch Henkershand verbr. Schriften. 205

eine gegen Maupertuis gerichtete Satire:Brief eines Berliner

Akademikers an einen Pariser. Als darauf Maupertuis seineLettres Pliilosophifjiios drucken liess, in denen er u. a. den allerdings sonder­baren Vorschlag machte, ein koch bis an den Mittelpunkt der Erde zu zu graben, eine Stadt zu gründen, in der nur Lateinisch gesprochen würde, die Kranken mit llarz zu überziehen, um eine schädliche Ausdünstung zu verhüten, und die Arzte überhaupt nur nach erfolgter Heilung der Kranken zu honoriren, schrieb Voltaire seine mit dem beissendsten Spott gewürzte Schrift: Histoire du Docteur Akakia, Medecin du Pape et natif de Kais.

Zwar hatte Friedrich der («rosse das Manuskript mit vielem Ver­gnügen gelesen, dem Verfasser aber, aus Achtung gegen den Präsidenten der Akademie ausdrücklich untersagt, dasselbe dem Druck zu übergeben. Voltaire versprach es, hielt jedoch nicht Mort. Zwar wurde die Aus­gabe noch rechtzeitig unterdrückt, dagegen erschien bald darauf in Dresden eine neue, die allgemeines Aufsehn erregte und namentlich in Paris grossen Absatz fand. Friedrich, aufs höchste über dieseUn­verschämtheit empört, richtete an Voltaire jenen energischen Brief, der mit den Worten schloss:Es wird sich zeigen, dass Sie, wenn Sie tür Ihre Werke Statuen verdienten, für Ihr Betragen Ketten wert

wären.

Den Bemühungen Voltaires gegenüber, der Sache eine andere Mendung zu geben, verhielt der König sich kühl. Er liess ihn einen Hevers, d. d. Potsdam, den 27. November 1752 unterzeichnen, Inhalts dessen Voltaire sich verpflichtete, fernerhin gegen niemand zu schreiben, der dem königlichen Dause auf irgend eine Art nahe stände, auch sich überhaupt seinem Stande als Königlicher Kammerherr gemäss zu be­tragen. Dann aber erfolgte, am Nachmittag des 24. Dezember, durch den Denker die Verbrennung der Schrift auf dein Gensdaimen- markte; und zwar in unmittelbarster Nähe der Voltaireschen Wohnung, die sich damals in Franchevilleschen Dause, Taubenstrasse No. 20 be fand nicht No. 17, wie Fidicin angenommen.

Trotz dieser Genugtlnumg sollte M aupertuis das Opfei jenei Satire werden: er erkrankte und begab sich dann, infolge einer merk- lichen Zurückhaltung seines königlichen Gönners, nach Basel. Dort rarschied er am 27. Juli 1759 in den Armen seines Freundes Beruoulli.

Die zweite, von der schimpflichen Verbrennung betioflene Schliff betitelte sich:Kurzer doch gründlicher Beweis, dass das König­lich Böhmen Sr. Königl. Majest. in Preussen zustehe.

Der Tag von Lowitz (1. Oktober) hatte den Feldzug des Jahres 1756 beendet; die preussischen Trappe» bezogen in der Lausitz und in Sachsen ihre Winterquartiere, um im nächsten Jahre die Blutarbeit von neuem zund beginnen. M itte Okt o ber veröf fentlich te Friedrich d. Gr., au f Gru