Die Ilolienzoilern in neuester Mythenbildung.
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Dieses Lied wird in mancherlei Varianten gesungen, — ein Schicksal, das — gleich den allermeisten Volksgesängen — auch folgendes, die Königin Luise betreffendes Lied hat:
Ich hatt' einen Arm, und der war kurz,
Mit dem reicht’ ich nicht weit;
Und wenn ich mich um und um bedenk’,
Hab' ich nichts, als Traurigkeit.
Ich flieh’ in der weiten Welt herum Wie eine wilde Gans;
Ein jeder Vogel hat sein Nest,
Und ich weiss nirgends hin.
Ich wollt’ einmal nach Hause reisen Und machen meinen Eltern ’ne Freud’;
Es dauerte kaum der Tage drei,
Da ward ich herzlich krank.
Der Herr hereingegangen kam;
Einen leisen Gang hat er.
„Ach, Luischen, liebes Luischen mein,
„Wie blass macht Dich der Todl“
[In einer Variante heisst es:
Der König kam hereingegangen
Und schlug die Händ’ überm Kopf zusammen.
„Geh’, ruf mir doch die Amme 'rein,
„Dass ich mit ihr sprechen kann!
„Dass ich mit ihr sprechen kann,
„Wie sie sich verhalten soll!“
Die Amme kam hereingegangen;
Schneeweiss war sie gekleid't.
„Ach, königliche Majestät,
„Was ist der Gnäd’gen ihr Befehl?“
„Ach, Amme, liebe Amme mein,
„Thu' Sie meinen Kinderchens Gut’s!
„Thu’ Sie meinen kleinen Kinderchens Gut’s!
„Das belohnt Ihr der liebe Gott!“
Sechs Doktor' wol an dem Bett da standen,
Doch keiner helfen könnt', —
Als Einer, der ihr helfen könnt',
Das war der liebe Gott.
Sie wandt' sich im Bette um und um,
Mit dem Gesicht wol nach der Wand;
Es dauerte kaum eine Viertelstund’,
Da war sie tot und kalt.
Sieben Kinder wol um das Bett da standen Und weinten bitterlich;
Halb weiss, halb schwarz waren sie gekleidet Und trauerten königlich.