216
Kleine Mitteilungen.
Kleine Mitteilungen.
„Thüren.“
(Aus einem Exkursionsbericht des Märkischen Museums.)
In Friedrichshagen, dem bekannten im Nieder-Barnimer Kreise belegenen Berliner Vorort, wird noch jetzt von alten Ortseingesessenen erzählt, dass am Südufer des Grossen Müggelsees, ungefähr gerade gegenüber dem Dorf, eine verschollene, Thüren genannte Dorfstelle liege. Da ich oftmals das Südufer des Sees von Kahnsdorf ab nach Westen zu begangen habe, so war mir seit lange eine am Seestrand bclcgene, zur Grossen Bürgerheide gehörigo Stelle bekannt, wo in Menge Ziegelklein herumliegt und gelegentlich von den Wellen des heut stürmisch erregten gewaltigen Landsees in abgerollten Stücken ausgeworfen wird. Die Hauptstelle ist ziemlich genau zu finden, wenn man von der Fischerhütte des zwischen dem Kleinen und Grossen Müggelberg belegenen Teufelssees eine Linie in nördlicher Richtung bis zum Seegestade zieht; vom Endpunkt westlich entlang der Schar und dem Vorufer zeigen sich zahllose Backsteinbrocken.
Das Mitglied der „Brandenburgia“, Herr H. Maurer, der mich zuerst auf den Namen Thüren vor Jahren aufmerksam machte, teilte mit, dass eine ältere in Friedrichshagen ansässige Verwandte von ihm an der Stelle des alten Thüren in ihrer Jugend Mauerwerk gesehen haben wolle.
Mehrere Mitglieder der „Brandenburgia“, darunter der vorgenannte Herr, machten sich heute mit mir daran, das alte Thüren aufzusuchen. Es war eine stille Bucht, ausnahmsweise mit festem steinbestreuten Kiesboden, während sonst vielfach verschilftes Sumpfufer der südlichen Müggel vorlagert. Still und einsam war es hier, doch schallten während unserer Erforschungsarbeiten die Klänge der Audorff'schen Arbeiter-Marseillaise herüber. Wohl an 10 000 Berliner feierten heut Ferdinand Lassalles Geburtstag int Müggelschloss, in dessen Umgebung zahlreiche rote Fahnen mit der Inschrift „Hoch Ferdinand Lassalle“ im Winde flatterten.
Von Mauerwerk konnten wir nichts finden, dagegen lagen viele einzelne Mauersteine, von denen einige das heutige gesetzliche Maass überschritten, im Boden zum Teil übereinander, allein ohne dass wir Mörtel daran feststellen konnten. Einige Ziegel waren in einem braunen Farbenton gebrannt, der hierorts jetzt nicht üblich ist. Zahllose Ziegelschlacken waren herumgestreut. Gefässreste, welche sonst so sichere chronologische Schlüsse erlauben, vermochten wir leider nicht zu finden. Das Ganze machte auf uns den Eindruck einer ehemaligen Ziegel-Ofenstelle, vielleicht der Platz, Mauer- und Dachsteine für den Bau der Kolonie Friedriehshagen gebrannt wurden. Da nun die Inschrift an der Erinnerungsbüste Friedrichs des Grossen in Friedriehshagen besagt, dass er den Ort am 31. Mai 1753 gegründet habe, so würden die Backsteinreste wenigstens zum guten Teil verhältniss- mässig jung sein. Andererseits müssen die Kolonisten daselbst den Namen Thüren schon bei den Nachbaren, den Cöpenickern und Kahnsdorfern, voi- gefunden hüben. An Nahrung kann es einer Ortschaft Thüren nicht gefehlt