Heft 
(1893) 2
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224 Bericht über die 1:1. (:!. Arbeit*-) Sitzung des II. VereiitBjidiros

haben müsse, woran doch kein besonnener Forscher denken werde. Dagegen erklärten sich jene kulturgeschichtlichen Unterschiede leicht, sobald man das Erscheinen der Slaven in unserer Gegend erst von der spätem Völkerwanderung, also in der bei den deutschen Ge­lehrten herkömmlichen Weise datiere. Es sei bedauerlich, dass der nationale Fanatismus in den slavischen Kulturireschichtsfragen noch jetzt bemüht sei, die Wahrheit der Thatsachen vom slavomanen Stand­punkt aus zu trüben.

4. Herr Buchholz hatte aus Anlass des von Schulenburg'schen Ver­tragsgegenstandes eine grosse Anzahl im Mark. Prov.-Mus. befindlicher Spreewald-Bilder ausgestellt, welche das Wendentum der jüngsten Ver­gangenheit, Menschentypen, Trachten, das Thun und Treiben, die Wohn- stellen und deren Landschaften, in umfassendster Weise illustrieren. Darunt«*r befinden sich nicht allein Photographien, Lithographien u. dgl., sondern auch viele Gemälde uml Zeichnungen, von denen namentlich die Studien Adolph Bürger» zu erwähnen sind. Einzelne Trachten- Stücke, z. B. eine Braut-Haube (hupatz), ein Tr auer-Laken, e ine Brautführerschärpe, eine jetzt jedoch nicht mehr übliche National­mütze (bobrowka), wie sie dir männliche Spreewaldwelt bis zur Mitte des lh. dahrhunderts trug, wurden mit vorgezeigt.

Aeltere Trinkgefässe aus dem Berliner Rathaus.

5. Herr Buchholz: Unter den wenigen uns erhalten gebliebenen rat­häuslichen Kleinkunst-Gegenständen aus der Kurfürstenzeit befinden sich einige, die mit den ernsten Geschäften der Stadtverwaltung nichts gemein haben, vielmehr als gelegentliche scherzhafte Dotationen anzti- selien sind, bestimmt, bei Festlichkeiten und Gelagen des Rats zur Belustigung zu dienen. Es sind dies die 3 hier vorliegenden Trink­gefässe, welche schon in dem vor 4 .lahren von mir bearbeiteten erläuterndenVerzeichnis Berlinischer Altertümer im Märk. Prov.-Mus." Seite 52 uml 53 näher beschrieben sind.

Das älteste von diesen ist der T rinkbär, ein aus Silber getriebenes, ciseliertes und vergoldetes Gefäss in Gestalt eines aufrecht sitzenden Bären. In den Vordertatzen hält er im Anschlag ein Radschloss- pistol, Hals und Leib sind umgürtet und am Leib- gürtel hängt eine Falkentasche, aus welcher der Falke

herauslugt. Der Kopf dient als Deckel und zwar

greift derselbe in der Halsgegend dicht schliessend über. Nimmt man den Kopf ab, so sieht man an dem sonst verdeckten Falz in eingravierten Züg en die lateinischen MajuskelnR. C. und in den ursprünglicheen n arabisch Zahlen die Jahreszahl1467. Weiter steht darauf in punktierte n