Heft 
(1893) 2
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iVri.'ht Uber die 1:1. <ä. Arbeits-) Sitzung des It. Vereinsjahr

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Linien:C. H. Richter 1684. Nach der gotischen Form der Falken- tasche und der Gürtelschliessen muss das Gefass für eine Goldschmiede­arbeit des 15. Jahrhunderts gehalten werden und die ältere Jahreszahl bezeichnet, deshalb auch gewiss das Jahr der Herstellung; insofern die beiden Initialien alsRat- (von) Cölln zu deuten wären, würde daraus auch hervorgehen, dass das Gefass vielleicht von diesem Rat dem zu Berlin gestittet worden ist. Die jüngere Inschrift erklärt sich wohl so, dass der Bär, welcher bisher in ähnlicher Stellung eine Armbrust gehalten haben mochte, diese, im Laufe zweier Jahrhunderte verloren hatte, und dass sich dann 1684 ein Mitglied des Rats bewogen gefühlt hat, den Defekt durch eine zeitgemässere Waffe, das Radschlosspistol, zu verdecken, welche, letztere Waffe damals allerdings schon veraltet und durch das Batterieschloss ersetzt war.

6. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts muss der Humor bei den Gelagen des Rats den höchsten Grad erreicht haben, denn zwei weitere Trinkgefässe zeugen davon:

Ein Vexierbecher, vergoldeter Blechpokal, dessen Fuss die Form eines Adlers und Bären hat, die sich in aufrechter Stellung innig umarmen und küssen (Symbol für die herzliche Gemeinschaft der Städte Berlin und Kölln einschliesslich Friedrichswerder). Auf den Köpfen beider Tiere ruht der trichterförmige Becher, dessen Kami aber so tief von durchbrochener Arbeit ist, dass man den Inhalt nicht unmittelbar aus dem Becher trinken kann. Vielmehr steht der etwas offene Boden mit einem durch die Wandung nach dem Rand geführten Hohr in \erbindung, an dessen Tülle man saugen muss, um den Wein zu Linken. Ks sind aber noch 2 andere solche Tüllen am Rande, die rturch geheime Röhren mit der Höhlung des Bären und des Adlers in Verbindung stehen, welche Höhlung durch eine Oeffnung im Boden mit Wasser gefüllt wird. Der folgende aufgeschriebene Spruch deutet an, worauf es beim Gebrauch des Pokals ankommt:Wen Adler und der Bär am Thomasfest sich letzen denkt mancher sich auch gern in höhern Stand zu setze?), doch wer die rechte Stell und Ort nicht finden kann, der trifft anstatt des Weins das reine Wasser an. (AmThomas- tage (21. Dezbr.) fand alljährlich der Wechsel der Ratsmitglieder s tatt). Unter d em Fu ss des P oka ls s te h t die Jahreszahl seiner Stiftung "1690" und die verschlungenen Buchstaben: R. V. B. C. F. (Räte von B erlin, Cölln, Friedrichswerder.

7 ' Da s d ritte Trinkgefäss, ein Schellen-Weinglas scheint in der- s elben Zeit, oder wenig später, dem Rat dediciert zu sein. Es ist ein, jetzt gebräuchlichen Champagnergläsern ähnliches schlankes Glas,

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