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Der Spreewnltl un<l seine Bewohner.
dass noch gew issermassen in unsrer Zeit eine wendische Prinzessin im Dorfe Kaininchen hei Straupitz gelebt habe, dann wie Haupt in seinem sonst so vortrefflichen Sagenbuch der Lausitz berichtet, in einer Mitteilung, die ihm nur von schlecht unterrichteten Deutschen zugegangen sein kann, dass noch heute zu Burg wendische Bauernfamilien das Bewusstsein ihrer fürstlichen Abkunft hätten nnd von den anderen in dieser Hinsicht anerkannt würden; ferner dass, wie Haupt nach mündlichem Bericht und älteren Schriften mitteilt, es eine alte Sage sei, „dass die Wenden in der Niederlausitz noch heut zu Tage ihren König unter sich haben, den sie gemeinschaftlich aus ihrer Mitte wählen, ihm Krone und Scepter zustellen und jährlich zu seinem Unterhalte eine Kopfsteuer entrichten. Sie erweisen ihm alle königlichen Ehren und gehorchen seinem Befehle.“ Alles Unsinn! Der Nebenkönig so heimlich, dass selbst die Wenden noch nichts von ihm erfahren haben. Aber cs wird nicht bloss unter den Deutschen gedruckt, sondern auch mehr oder weniger geglaubt. Dahin gehört auch die ältere Nachricht, „der Grosse Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg habe schon diesem im Verborgenen waltenden Könige eifrig nachforschen lassen“. Es sei ihm einst auch ein junger Mensch „als ihr König gezeigt worden“, den ein alter Bauer dann aber fortgetrieben, daher der Kurfürst der Sache nicht weiter nachforschen können. Und der Grosse Kurfürst, ein Fürst von solchem Scharfblick und so gewaltiger Thatkraft, sollte diesen merkwürdigen jungen Mann, den Nebenkurfürsten, den man ihm in seiner Nähe zeigte, nicht weiter haben zu Gesicht bekommen können!!
Dann aber erfreut sich der Spreewald einer ungewöhnlichen Berühmtheit, einer Berühmtheit, die weit hinausgeht über die Grenzen Deutschlands, ja selbst Europas, hat sein l!uf sich doch auch verbreitet auf der anderen Hälfte unseres Erdballs. Schon vor längeren Jahren erschien in der Zeitschrift Freund christlicher junger Männer zu Honolulu, im Königreich Hawaji in der Südsee eine eingehende Schilderung <l es Oberspreewaldes aus der Feder des Herrn Dämon, der, früher bei dei llawajischen Gesandsehaft in Berlin, von hieraus den Spreewald kennen lernte. Aus nichts wird nichts -und jede Wirkung hat ihre Ursache. Wenn der Spreewald eines solchen Weltrufs sich erfreut, dann müssen diesem Kufe auch bedeutungsvolle Ursachen zu Grunde liegen, (he " u nicht allein in der landschaftlichen Schönheit suchen dürfen. Es gh^ ja in der Mark Brandenburg manche für unser Volk und die geschickte bedeutungsvolle Stätten und doch haben sie nicht diese Be rühmtheit des Spreewalds erreicht. Aber wohin auch im Oberspree" a < der Schritt sich lenkt, überall beziehungsreiche, bedeutungsvolle l lieferungen, und wohin immer der Blick sich wendet, alter, geweilitei, heiliger Boden.