Heft 
(1893) 2
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IVi Spreewald mul seine Bewohner.

älterer Zeit mehr noch auf die Ausbeutung der eigenen Landesschätze hinwies, wie ja die festen Erzblöcke beim Kirchenbau Verwendung fanden, zu Werben wie anderweitig in der Niederlausitz. Den damaligen kundigen Werkmeistern kann die Nutzbarkeit des Raseneisens nicht entgangen sein. Auf dem Gehöfte eines Bauern im Oberspreewald fand ich ganze Haufen Eisenstiicke, soviel mir erinnerlich Schlacken, sicher nur von Raseneisenstein, die derselbe vom Burger Schlossberg her hatte. Da der Schlossberg bis in dem Anfang dieses Jahrhunderts nachweislich verwildert war, mit Dornengestrüpp überwuchert, so müssen diese Eisenmassen seit älterer Zeit, vielleicht seit dem Mittelalter dort gelegen haben. Es wäre sehr wohl denkbar, dass eine Ausbeutung des Rasen­eisens auch in vorgeschichtlicher Zeit stattfand. Dem scheint aller­dings eine geschichtliche Nachricht zu widersprechen. Vor den griechischen Kaiser Mauritius, 1 ) der sich auf einem Kriegszuge gegen die Avaren befand, wurden (595 n. Ohr.) drei Gefangene gebracht. Sie sagten aus, sie wären Slaven, ihre Heimat liege am westlichen Ozean. 1 ) Man habe sie zum Chan der Avaren geschickt, der die Bundesgenossenschaft ihres Volkes gesucht, die man wegen der grossen Entfernung abgelehnt. Ihr Land bringe kein Eisen hervor. Immerhin möglich, dass grade das Land dieser Slaven am Meere kein Eisen hervorbrachte. Ich selbst habe mehrere schwaminförmige Stücke Raseneisen gefunden in dem heid­nischen Friedhof bei Müschen, der der Zeit vor Christus angehörte. Ob es im Feuer ausgebrannte Schlacken waren, ist mir nicht mehr recht (rinnerlich, doch möchte ich es fast annehmen. Die von mir der vor­geschichtlichen Abtheilung des Museums für Völkerkunde übergebenen Stücke sind dort fortgeworfen worden, ebenso wie Frohen von jenem Schlossbergeisen, sodass eine nachträgliche Prüfung dieser unter Um­ständen werthvollen Kulturzeugnisse nicht mehr möglich ist. Da der Hügel Muschink aus Sand bestand, müssen sie von Menschen dahin gebracht sein, zumal man hier bei der Anlage und Ausstattung der Gräber nach bestimmten Rücksichten verfahren ist. Wendisch heisst das Sumpferz brylo (in Burg gesprochen brywo) und ruda. Ruda wird auch der rötliche oder gelbe Ockerschlamm vieler ptlanzenreicher Sumpfgräben genannt, deren Wasser bei Frost erst später zufriert als offenes, klares fliessendes. Möglich, dass Ortsnamen Rudow, z. B. bei Berlin herzu­leiten sind von dieser ruda, wofern nicht geschichtliche Urkunden, Ortsverhältnisse oder die rein patronymisch zu denkende Findung da­gegen sprechen können. Nach dem Zeugnis» des französischen Gelehrten Lenormant bedeute Eisen das Wort rauta unter den Finnen und ruda

*) L. Giexebrecht, Wendische Geschichten. Berlin 1843. I. 8. 4, nach Theophylacd hist. VI, 2.

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*) Gicsehreeht:Hier atn Ozean, wie die ItOmer das Baltische Meer bezeichneten