Heft 
(1893) 2
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Per Spreewalrl »ml «eine Bewohner.

einzige alte, von gewaltiger Grösse und wunderbarer lraelit ihrer reich von unten nach oben wie allen Seiten entwickelten Belaubung war mir bekannt. Wer nie eine Esche von solcher Fülle sah, würde den Baum schwerlich von Weitem als Esche erkannt halten. Sehr verbreitet ist jetzt die Weide, doch meist nur gekröpft oder in jugendlich unent­wickelter Form, und auch nur eines alten Weidenbauin von seltener Grösse und Schönheit der Formen entsinne ich mich in Burgkauper. Die Weide scheint überhaupt in der ganzen Mark sehr der Gering­schätzung verfallen, obwohl sie wie die Erle von unserer Wasserland­schaft unzertrennlich ist. Dagegen erfreut sich die Weide in Ober­bayern, wo das Volk treuer am Üeberkommnen und Volkstümlichen festhält, uns in dieser Hinsicht ein schönes Vorbild gebend, eine Eigenart, die man sehr mit Unrecht in Norddeutschland alsPartikularismus bezeichnet, noch der gebührenden Wertschätzung, und wird aucli von den Malern künstlerisch gewürdigt. Auch die Eiche ist nicht selten. Viel gepflanzt wird in der Jetztzeit wegen ihres raschen Wachstums die sogenannte Schwarzpappel. Doch ist es nicht mehr unsere altdeutsche, z. B. in Oberbayern noch sehr allgemeine Schwarzpappel mit ihren schöneren Formen und höherem landschaftlichen Heiz, sondern, worauf mich zuerst Herr Dr. Karl Bolle aufmerksam machte, dieser vortreffliche Kenner der Natur des Spreewalds, die aus Amerika eingeführte Populus canadensis, die die altheimische fast überall verdrängt hat.

Ebenso wie die Pflanzenwelt ist auch die Vogelwelt reichlich ver­treten. Jährliche Gäste waren und sind noch die stattlichen Kraniche. Ebenso ständig in den letzten Jahrzehnten noch die Rohrdommel, die dann verschwand. Ich selbst habe oft genug ihr dumpfes Hebui/ipen gehört, das von weitem fernem Kanonendonner oder dem Grollen des Gew itters gleicht, weshalb sie in malender Wortbildung wendisch hebiimp, wie in Mecklenburg Rodump, heisst. Wie sonst in Norddeutschland ist auch im Spreewald die Meinung, dass die Rohrdommel beim Ruf ihren Schnabel ins Wasser steckt. Allein trotzdem so viele Spreewähler von Klein auf den Vogel kannten, habe ich wenigstens nur einen alten Mann, einen aufmerksamen Naturbeobachter kennen gelernt, volkstümlich Kito Pank genannt, der bezeugen konnte, dass er als Knabe einst auf eine ' 11 Raume sitzend, in seiner Nähe eine Rohrdommel bemerkte, wie sie vor­her Iiiift einnalim und dann den Kopf in die Ruft vorstreckend, Raute ausstioss.

Reich war der Spreewahl vordem an Fischen. Die Alten wussten nicht genug davon zu erzählen. Dasselbe gilt ja auch für andere Gegenden Norddeutschlands. Noch heute tischt alles im Spreewald, doch hat aus verschiedenen Gründen, namentlich wegen der Uebervölkerung, der Fischreichtum sehr nachgelassen. Eine Eigenart bildeten die fisch- taucher; ich selbst habe noch welche gekannt. Wo man wusste: grösseie