Heft 
(1893) 2
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J >i*r Spreewald und seine Iiewoliner.

keiten sind nicht, wie inan irrtümlich behauptet, wendischer, slavischer Art, denn die nachweislich zngezogenen deutschen Bewohner des Ober­spreewald haben sie im Laufe von .fahren und Geschlechtern ebenfalls angenommen. Naturgemäss vermischen sich in Folge zunehmenden äusseren Verkehrs und gegenseitiger Vermischung die Unterschiede mehr und mehr, und es gehen die Einwirkungen nicht soweit, wie in weiten Sumpfländern, etwa Mittelafrikas, wo die Eingeborenen nach Schwein- furt sogar wie die Sumpfvögel auf einem Beine stehen. Bemerken will ich beiläufig, dass die zahlreich «lern leidigen Branntwein Ergebenen, die durch den Trunk das Ergebnis all ihres Fleisses wieder zu nichte machen, immer zu ihrer Entschuldigung anführeu, die grosse Nässe draussen verlange auch die Befeuchtung im Innern.

Den Hauptbezirk im Oberspreewald bildet Burg, wendisch Borkowy genannt. Den Namen leitet die Volkssage her vom Worte zbork (bork) der Eimer, weil die Bewohner früher in Eimern die Fische zum Verkaufe gebracht hätten. Bork, vom Moide bor, die Kiefer, im Stamme gleich dem deutschen Fohre, Föhre, bedeutet, wie auch in anderen slavischen Sprachen, Wald, Nadelwald. Thatsächlich standen noch in unserer Zeit eine Anzahl Fohren oder Kiefern auf den ziemlich hohen Sandbergen hinter dem Kirchdorfe Burg. Da in diesen Bergen seit uralter Zeit die irdischen Überreste der Todten beigesetzt wurden und Menschen Tn der Nähe angesiedelt waren, so wäre denkbar, dass ein Kiefernwäldchen die Veranlassung zum Namen Borkowy gegeben habe. Drittens könnte in Betracht kommen die Ableitung vom deutschen Worte Burg, in Hinsicht auf den befestigten Schlossberg, der wendisch grod heisst. So war (ur­kundlich 1315) Naundorf im Spreewald als Neuesdorf mit diesem amt­lichen Namen jedenfalls eine deutsche Gründung, und gewann doch den slavischen Namen Njabokosjce bei der wendischen Bevölkerung dieser Gegend, wie denn heutigen Tages nur wendisch im Dorfe gesprochen wird. Ich erwähne, dass vor etwa zehn bis fünfzehn Jahren ein Bauer in der Gegend vom Burger Schlossberg ein oder mehrere von mir ge­sehene Steinkugeln hesass, die er, wenigstens nach seiner mir gemachten Angabe, vom Schlossberg hatte. Vielfach geht im Volke die Sage von einer Belagerung des Schlossberges durch die Kaiserlichen, doch war mir nicht möglich festzustellen, inwieweit sie etwa ausschliesslich auf eine ältere Büchernachricht zurückgeht, also nur in das Volk hinein­getragen wäre. Leider fehlt es auch liier an genügender Durchforschung.

Burg, der grösste Gemeindebezirk, zerfällt wieder in drei Gemeinden, nämlich in die Gemeinde Burg-Dorf (darin die Kirche) mit dem eigent­lichen, zusammenhängend gebauten Dorfe, schon im Jahre 500 voi Christus bewohnt, dann die Gemeinde Burg-Kolonie und drittens Burg* Kauper (kuparska gmejna). Die einzelnen gleichmässig eingetheilten Be­sitzungen, sogenannten Kolonie-Nahrungen von Burg-Kolonie werden