Per Sprpcwnld und seine Bewohner.
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wendisch Prisy genannt. Dieses unerklärte Wort galt hier immer als wendisch. Indessen fand ich in Urkunden des vorigen Jahrhunderts, betreffend die später zu erwähnende Wiederbesiedelung, im damaligen Beamten-Deutsch das Wort entreprise für Kolonie-Nahrung- (Grundstück, Land zu Gehöft, Acker und Wiesen), der Bezeichnung für eine solche neue Ansiedelung. Das Volk, in seinem gesunden Sinn von jeher wenig erbaut von dunklen, unklaren Fremdwörtern mit ihrem dehnbaren Sinn, um so verwerflicher, wenn sie von Landesbehörden eingeführt werden, Hess das unbequeme entre fort und machte sich prise mundrecht durch slavische Endung, auch in den abgeleiteten Formen. Wie ich beiläufig bemerke, kommt ein Wort Prisen — in örtlichen Namen auch sonst in Deutschland vor; so kenne ich das Prisenthal bei Triberg im Schwarzwald. Die Kaupergemeinde heisst so nach den Kaupern (kupar), Beuten, die sich auf Kaupen angesiedelt haben oder da wohnen, daher auch Personenname geworden. Aber auch in der Dorf- und Koloniegemeinde giebt es eine Anzahl Besitzungen, die Kaupen heissen, aus dem gleichen Grunde. Das Wort Kolonie und Kolonisten, nämlich in Hinsicht auf Burg-Kolonie, herzuleiten von dem serbischen Worte kolnja, Schuppen, wie Franz will, scheint hier nicht zulässig, in Anbetracht entgegenstehender Nachweise. Wie mir die Alten in Burg oft erzählt, herrschte früher, also bis in den Anfang dieses Jahrhunderts, viel Feindschaft zwischen den Dorischen und den neueren Ansiedlern, den Kolonisten oder Prisaken, darunter alte Krieger Friedrich des Grossen und ihre Nachkommen. Es hat blutige Kämpfe zwischen ihnen gegeben. Bies ist nun alles nicht mehr.
Ich will hier nicht weiter eingehen auf alles das, was denkwürdig erscheint, in Burg und am berühmten Schlossberg. Die Urkunden aus dem \ olke selbst, seine Ueberlieferungen sind von mir gesammelt, niedei- gelegt für die Untersuchung zukünftiger Forscher, wenn es vielleicht
möglich sein wird, nach verschiedenster Richtung ihren inneren Zusammenhang und die Bedeutung im Einzelnen klarer darzulegen, als das bei dem dermalignn Zustande der Sagenforschung möglich ist.
Nördlich von Burg liegt das grosse, durch seine Kirche bekannte Borf Straupitz. In der Nähe der höhere Weinberg, auf dessen Spitze vormals, nach der Überlieferung, eine Kapelle stand, und südöstlich vom Dorfe die Rieseneichen. Die stärkste von ihnen, beiWudliks or, 26 Fuss Umfang und ebenso die schöne Florentinen-Eiche. Eine der schwächsten ist (oder jetzt war?) die Lutcheneiche, an dei, wie es in ) Volke heisst, die Entchen ihren Gottesdienst abhielten, also eine gereihte Stätte vor Alters.
Weiterhin, in der Richtung nach dem Dorfe Lasow ncen wn den merkwürdigen Koboldsee. Wie schon der Name andeutet, soll der K °bold seinen Sitz darin haben. Kobold aber heisst hier der Wassergeist