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Ältestes'' Berlin.
und Heidentum ist Heiligtum. Selbst wenn man nicht den alten heiligen Wald der Schwaben im Spreewald sehen will, ein heiliger Bezirk war er, er kündet uns auf Stegen und Wegen, von allen Ecken und Enden seine Mär.
„Ältestes Berlin“.
Im „Verein junger Knufleute zu Berlin“ hielt Stadtrat Friedel am 18. Januar 1894 einen Vortrag über „Ältestes Berlin. Urgeschicht- liches und Vorgeschichtliches“, erläutert durch zahlreiche, im Märkischen Museum aufbewahrte vorgeschichtliche Funde und Altsachen auch aus der Umgebung Berlins. Auf (irund derselben und uus einzelnen Nachrichten sowie zerstreuter Ausgrabungsberichte, die während der baulichen Umwälzungen der Reichshauptstadt gesammelt worden, entwarf der Vortragende ein fesselndes uifd gemeinverständliches Bild aus der „Wiegenzeit“ unserer Vaterstadt. Wir knüpfen hier an die Windseite Provinzial-Kultur (ca. 100 bis 210 n. dir.) an, als der Einfluss jenes Weltreichs, dessen Flotten und Legionen bis zur Elbe vordrangen, auch in unsrer Provinz sich geltend machte. Eine Menge von Erzeugnissen des römischen Handwerks und Kunstgewerbes gelangte teils als Beutestücke, teils als Tausch- und Handelsartikel hierher; doch scheint die sichere Formengebung und vollendete Technik dieser (Jegenstände ohne Einfluss auf unsere heimischen Handwerker geblieben zu sein, da sich bereits eine Unruhe in den germanischen (Janen geltend machte, die einer Entwickelung des Kunsthandwerks hinderlich entgegentrat. Aus dieser Periode kommen in Charlottenburg und hart an der Berlin-Reinickendorfer Grenze trefflich stilisierte Beflisse vor, die wegen ihrer mit einer i\ la (Jrecque-Muster punktierten Zeichnung „Mäander-Urnen“ genannt werden und allerlei Schmuck aus Silber, Broncc und Stahl enthalten. Die in Berlin gemachten römischen Münzfunde beziehen sich auf Tiberius Hl—37 n. Chr.), Domitian, Lucius Verus, Marc Aurelius, Tetricus, Constantia den (Jrossen und Maurieius (582—(J00). In die Zeit des letzteren fällt schon die Slavenhcrrsehaft. Die um die Mitte des 3. Jahrhunderts vom fernen Osten her geförderte Wunderbewegung der germanischen Stämme verrät!) ihre Wirkung auch in der Mark und in der Hegend Berlins: die Suevo-Semnonen, üie „Nord-Schwaben“, verlassen allmählich unsere Hegend und machen anderen Stämmen Platz. Unter diesen zeichnen sieh die Burgunder aus, die uns m der mit silbernen Runen geschmückten Speerspitze von Münchebeig ein weltberühmt gewordenes Denkmal uus der Mitte dos 1. Jahrhunderts hinterlassen haben. Das merkwürdige Waffenstüek zeigt auch, dass der Leiehenbrand in unserer Hegend noch immer ausgeübt wurde, während die der Völkerwanderungszeit ungehörigen Reihengräber der Alemannen, Franken und andern germanischen Stämme des Westens, möglicherweise schon unten dem Einfluss christlicher Vorstellungen die Erdbestattung aufweisen. Diesel Zeit gehört in unserer späteren Vaterstadt die bereits im Jahre 1780 a