Ältestes Berlin.
255
dem Grundstück Alexanderstrasse 9 ausgegrabene, mit drei Knöpfen versehene und mit Leichenbrand gefüllt gewesene kleine Urne an. Unsere letzten Nord-Schwaben tauchen als Ueberbleibsel der Taciteischen Suevo- Senmonen noch einmal flüchtig in unserer Gegend auf, bis sie einige Jahr-' zehnte spiiter zuerst den Ansturm der Avaren erfuhren, und nunmehr unsere Gegend, als den Hitesten Sitz der Germanen zwischen Elbe und Oder, jenem tatarischen Volke und seinem Gefolge, den Slaven räumten. Doch die Spuren der Hinterlassenschaft jener unserer germanischen Voreltern aus dem „heroischen“ Zeitalter in unserem Gau sind sowohl auf den Höhen Berlins und seiner Vororte, als auch im Stromlaufe der Spree, insbesondere an der Stelle vielfach zu linden, wo Alt-Kölln und Alt-Berlin sich nähern. Ein Beweis aber dafür, dass dauernde und grössere germanische Niederlassungen hierorts bestanden, hat bislang nicht erbracht werden können. Anders verhält es siel» mit Clmrlottenburg, Wilmersdorf und namentlich Schöneberg, wo, nach sicheren Kundergebnissen zu schliessen, längere Zeit ansehnlichere germanische Ansiedlungen wohl bestanden haben mögen. — In der nunmehrigen Wendenzeit (ca. 500—1156) scheinen sich unter den Slaven noch einige germanische Volksfeste erhalten zu haben, worauf die im Jahre 1890 zu Rosenthul bei Berlin in einem der beiden Gerippe-Gräber Vorgefundenen und dem Miirk. Museum übergebenen silbernen und goldenen Schmuckstücke nebst dem berühmten Gold-Brakteaten mit rohen Darstellungen aus der Sigurd-Sage schliessen lassen. Das seltene Prägestück dürfte dem Ende des 8. Jahrhunderts angehören. Um diese Zeit schon müssen die friedlichen Beziehungen zwischen den christlichen Deutschen und heidnischen Wenden unserer Gegend, speziell den Wilzen oder Weletaben, in deren Gebiet Alt- Berlin belegen war, ernstlich getrübt gewesen sein, denn im Jahre <89 sah Karl der Grosse sieh genötigt, in die Priegnitz und das Havelland einzu-' dringen; doch wird er Brandenburg nicht berannt haben. Erst von König Heinrich 1. wissen wir, dass er im Jahre 927 diesen Platz, der Jahrhunderte hindurch ein Bollwerk der Slaven gewesen, eroberte. Von da ab dauern die kriegerischen Verwickelungen der Wilzen bis zu ihrer gänzlichen Unterwerfung fort. Ihre weniger kampflustigen und raubbegierigen Stammesbruder, die Sorben, zu deren Gebiet Alt-Kölln gehörte, haben es vermöge ihrer mehr vermittelnden Gemütsart und passiven Verhaltens verstanden, Nationalität und Sprache in der Lausitz, besonders im Spreewald, bis zui heutigen Stunde tnhvcis zu erhalten. In jene unruhigen Zeiten, seit etwa 10 n. r., fallen die * 0 überaus zahlreichen wendischen Burgwälle und Pfahlbauten, die versteckt in Sümpfen liegend, der landsässigen Wendenbevölkerung gesicherte, ^flucht gegenüber den unaufhörlichen Einfällen der Slaven und Deutsce gewährten. Pfahlbau-Siedelungen dieser Art, die als Doifan agen au z ^d, haben sieh auch innerhalb unserer Stadt, sowohl in Alt-Berlm_me Alt-Kölln, vorgefunden, ln ersterem, wo sie an der Burgstrasse beim Bau
a,!r Börse und .1er sogenannten WaarenbÜrse, ebenso wie längs ^
Trasse in ausgiebigem Maasse vorgefunden sind, reichen sic 1 ” Im
<*> ’lum; Berlin“ d. i. bis nahe dem Kirchhügel von S “n Im juoorastigeii Gelände auf der rechten ^
^uu u, u i Viehzucht treibenden Wenden im Barnim mel .
3