256
Ältestes Berlin.
angelegt worden zu sein. In Alt-Kölln dagegen mit seinem weniger festen und nutzbaren, teils von fliessenden, teils von toten Annen der Spree durchzogenen Boden standen die ebenfalls nachgewiesenen Pfahlbauten mehr im eigentlichen Wasser, und dienten einer kleinen Fischergemcinde als Wohnstätten. Dementsprechend auch hat Alt-Kölln die Fischereigerechtsame auf unserer Spree seit unvordenklicher Zeit ausgeübt, nicht aber die Landgemeinde Alt-Berlin. Und wie der letzteren, grösseren und ansehnlicheren Ortschaft „der Berlin“, so diente den Köllnern der KirehhUgel von St. Petri (des Schutzpatrons der Fischer) gleich einem aus Sumpf und Wasser sich erhebenden Burgwall. Entsprechend der Beschäftigung bieten sich in den wendischen Niederlassungen Alt-Berlins überwiegend Knochen und sonstige, hliuflg die Spuren menschlicher Einwirkung zeigende Überreste von Haus- und wilden Säugetieren dar, während unter den Altsachen der Köllnischen Seite mehr Fischereigerätc, Fisch- und Vogelreste gefunden werden. Offenbar hat nun die günstige orohydrographische, politische und handelsverkehrliche Lage der beiden Punkte die Entstehung der wendischen Ortschaften Alt-Berlin und Alt-Kölln veranlasst, die wir etwa in das 10. Jahr hundert zurückversetzen können. Als natürliche Grenze der zwei wendischen Volksschaffen Sorben und Wilzen, bildete die Spree an der Stelle des heutigen MUhlendanuns den bequemsten Flussübergang und vermittelte früh zeitig einen regen Waarenaustansch, den die spätere, für Berlins Erblühen so wichtige Handelsstrasse von Leipzig nach Oderberg im Gau der Ucker- Wenden berührte. Dann vollzog sich allmählich die deutsche Besiedelung beider Orte wahrscheinlich im Laufe des 12. Jahrhunderts. Ohne fernere Unterbrechung konnte hier das Deutschtum ung(!Stört weiteren Fuss lassen, nachdem der angesehenste slavische Fürst der Nachbarschaft, Jakza (Jazko), welcher die Kastellanei Coepenick besass, zu spät und deshalb vergeblich versucht hatte, eine national-wendische und dabei zugleich christliche Herrschaft zu begründen. Dieser Versuch brach mit der Einnahme des letzten slavischen Bollwerks, des viel umworbenen Brandenburgs, durch Albrecht den Bären im Jahre 1150 zusammen. Damit hörte denn auch bei uns das selbstständige heidnische und christliche Slnvcntaiu, zugleich aber auch die eigentliche Vorgeschichte Alt-Berlins auf. In Alt-Kölln mögen sich einzelne deutsche Händler aufgehalten haben, die das Waaronbedürfnis der wendischen Fischerbevölkerung befriedigten; in dem grösseren und wichtigeren slavischen Alt-Berlin, wo eine wendische Kastellanei an Stelle der späteren deutschen Schlossvogtei bestanden haben wird, siedelten dagegen eigentliche Einwanderer sich an, die den Ackerbau und die Kaufmannschaft betrieben. Dafür spricht die eigentümliche deutsche Hufenverfassung Berlins, die jede Spur der slavischen Ackerverfassung absorbierte, und der Umstand, dass die älteste Kirche Berlins dem heil. Nicolaus, als Schutzpatron der Schiffer und Kaufleute geweiht, und dass der vielgereiste Apostel Paulus, den Schittei und Kaufleute auf ihren Fahrten gern als Nothelfer anriefen, der Schutzpatron von Berlin geworden ist. Von Alt-Berlin mag denn auch das erste und eigentliche städtische Gemeinwesen ausgegangen sein, das die Spree, die Havel und Elbe als Wasserhandelsstrasse benutzte, wozu das Berlinische Niederlags- und Umschlagsrecht am .Mühlendamm hinzukam. Die kraft des