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Die illteHten Spinn- und WebeKerilte.
aus Punktverzierung. Ks wird uns klar, dass sic dem (Jewandstick- inuster des ilemdes entlehnt sind.“
Ein andermal wollen wir dergleichen Muster in Erwägung ziehen; heute haben wir uns mit der Herstellung der Gewandstofl'e und dergleichen zu beschäftigen.
Die unzähligen Wirtel- oder Spindelsteine und die vielen Webe- gewiclite, welche in der Mark Brandenburg gefunden ‘sind, liefern den genügenden Beweis für ausgedehnte Hausindustie in Flachs und Wolle. Bevor ich jener Geräte gedenke, sei es mir gestattet, noch einige Worte über den Flachs im Allgemeinen zu sagen, im Anschlüsse an V. Hehn.*)
„Jenseits der Alpen beschreibt Plinius ganz Gallien als Leinwand webend, so auch die (für die äussersten der Menschen geltenden) Morini, d. h. die keltischen Bewohner der Niederlande, —■ so dass also belgischer Flachs und Hämische Leinwand ihren Adel bis wenigstens zum 1. Jahrh. n. Ohr. hinaufdatieren können. Selbst bis zu den Germanen jenseit des Rheins (fährt Plinius fort) ist diese Kunstfertigkeit gedrungen; das germanische Weib kennt kein schöneres Kleid, als das linnene; die Weiber sitzen in unterirdischen Räumen und spinnen und weben dort. — Ungefähr dasselbe sagt Tacitus. — Leinwand als Volkstracht ist nordischen Ursprungs. — Weder Plinius noch Tacitus sagen indessen, ob der rohe Flachs, der den germanischen Frauen zu ihren Leingeweben diente, wie die rote Farbe (mit der sie jene verzierten), etwa aus Gallien eingeführt, oder ob der Anbau schon in’s innere Land eingedrungen war, oder ob er sich auf die Rheingegenden, die an gallischer Kultur am frühesten teilnahmen, beschränkte. Aus der Tracht der heiligen Prophetinnen hei den Cimbern, welche Strabo (7, 2. 3.) als grauhaarig, barfuss, mit ehernen Gürteln und spangenbefestigten Mänteln aus feinem Flachs schildert, lässt sich nicht etwa auf Flachsbau an der unteren Elbe in so früher Zeit schliessen, da die Cimbern, wenn sie wirklich germanischen Stammes waren, vor ihrem Untergang durch die Römer weit in keltischen, ja in keltiberischen Landen umhergezogen und in jeder Beziehung nicht ohne keltische Beimischung geblieben waren. — Im Laufe der Völkerwanderung hat sich das Leinkleid bei den aus ihren Sitzen anfgebrochenen Stämmen immer allgemeiner verbreitet. — Die dämonische Frau Berchta und die gleichbedeutende Holla, die als spinnende Frau gedacht wird und der der Flachsbau angelegen ist, bezeugen als mythische Gegen- bilder der fleissigen spinnenden Hausfrau den Wert, den das Volksgefühl auf das Geschäft und auf dessen Produkt legt. — In altnordischen Gesetzbüchern wird nach Ellen Leinwand gerechnet, die bedeutend höher im Preise stand, als das einheimische grobe Tuch, das Wadmal. Weiter nach Osten erhielt sich die Leinwand noch lange als allgemeines Äquivalent:
*) V. Hehn, Kulturptl, u. Hansth., 5. Auf!., S. 1J.H u. f.