Heft 
(1893) 2
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Die ältesten Spinn- und Wehegerftte.

da die Zeichen der Sesshaftigkeit, grössere Wohnplätze und gemein­same Begräbnisplätze bis jetzt nicht anfgefunden sind. Über ihre Nationalität vermögen wir zur Zeit auch nichts weiter auszusagen, als dass die Altertümer darauf hinwcisen, dass wenigstens die Bewohner des westlichen und nordwestlichen Teils mit den gleichzeitigen Nachbar­völkern in Skandinavien und Nordwestdeutschland auf ziemlich gleicher Kulturstufe standen, in der Formengebung und Verzierung ihrer Werk­zeuge und Geräte einen nah verwandten Geschmack besassen und hin­sichtlich der Totenbestattung demselben Gebrauche folgten, woraus wol auf ihre Stammes Verwandtschaft mit denselben geschlossen werden darf. Die Bewohner des östlichen und südöstlichen Teiles werden je­doch so scheint es mehr Verwandtschaft mit den Völkern im Osten und Süden gehabt haben.

Von diesen dunkeln Tagen bis zu dem Auftreten der Ihnen, geehrte Anwesende, vorliegenden Spinnwirtel der La Time-Periode ist ein zu weiter Zeitraum, als dass ich denselben ganz unerwähnt lassen könnte. Das Auftreten der Bronze etwa im ö.G. Jahrh. v. Chr. bedeutet einen überaus wichtigen Wendepunkt Verschiedene Forscher nehmen an, dass auch hier zu Lande die Weberei mit den übrigen Kulturbestrebungcii Schritt hielt, fm hiesigen kgl. Museum für Völkerkunde befinden sich Wirtel aus der Mark, der Haüstadt-I'eriode zugewiesen. Kin charakte­ristisches Zeichen für jene Zeit sind grosse, gemeinsame Begräbnisplätze: Hügelfelder und Urnenfriedhöfe, neben welchen letzteren auch stellen­weise Spuren von Ansiedlungen gefunden sind, z. B. bei Selchow, Kreis Teltow.

Wir finden sagen Voss und Stimming (a. a. O., S. 20) hinsichtlich der Kulturstufe, auf welcher die Leute der älteren La Tene- Zeit standen, keinen grossen Unterschied von der derBronzegräber. Wir haben eine wahrscheinlich ziemlich friedlich dahinlebeude Bevölkerung vor uns, welche wie uns die verhältnissmässig zahlreichen und aus­gedehnten Gräberfelder anzeigen sesshaft war, demnach auch wohl Ackerbau trieb u. s. w. Wie bei den meisten Naturvölkern wird auch hier die Frau neben den Arbeiten des Haushaltes, des Spinnens und Webens, worauf die Spinnw irtel deuten, die Anfertigung der Thon* gerate besorgt haben. U. s. w.

Die Wirtel gehören unbestritten in das Gebiet derFrauenfrage.

Erwägt man die grosse Fertigkeit, welche in dieser Handarbeit er­reicht werden kann, so hindert uns nichts, anzunehmen: dass diel ,u 'lene-Frauen oder auch schon dieDamen der Hallstadt-Zeit ,nl * Spüle und Wirtel so verfuhren, wie man es heute mit Strickereien, Stickereien und dergleichen mehr bei nachbarlichen Besuchen und anderen unentbehrlichen Vorkommnissen treibt.

Zum Spinnen mit Spille und Wirtel gehört noch die Kunkel, d. h-