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Pie ältesten Spinn- und Webegerftte.
den gesponnenen Faden auf, indem sie gegen den Rocken hin geführt wird. Hat sich dann die ganze Fadenlänge auf die Spille gewickelt, so legt die Spinnerin um das obere Ende der Spille (mit dem Faden) eine Schleife, damit sich heim weiteren Spinnen das Garn von der Spille nicht ahwickelt. Diese Schleife wird jedesmal, wenn klafterweit gesponnen ist, schnell gelöst (abgezogen), bevor die Spille zwischen den Händen gewirbelt wird. — Man kann wol annehmen, dass auch in älterer, vorgeschichtlicher Zeit in der Lausitz in ähnlicher Weise gesponnen ward«*, — um so mehr, da man gleichfalls im Milteialter einer ähnlichen Vorrichtung zum Spinnen sich bediente. Damals hatte man neben sich, auf einem Holzbänkchen oder sonstiger Unterlage stehend, den Wockenstock und an ihm den Wocken — in solcher Holte, dass man sitzend den Faden ziehen konnte. An einem solchen Wockenstock (auf einer Raudzeichnung von Al brecht Dürer, vom .Jahre 1515) sieht man in den Wocken eingesteckt eine halitvoll gesponnene Spindel mit dem Wirtel. Unterhalb des Wocken» hängt ein kleines Gefäss, vermutlich zu Wasser, um den Faden anzufeuchten. Neben dem Wockenstock steht ein Topf, in welchem 4 Spindeln stehen, von denen 2 voll gesponnen sind.“
Obgleich die Maschinenspinnerei einen riesigen Umfang erreicht hat wird auch noch heute in vielen Ländern Europas, besonders in den südöstlichen, mit der Spindel gesponnen. Forscher und Reisende galten uns darüber übereinstimmende Berichte.
So teilt Herr Geh.-R. Yirchow*) mit: „dass er die altertümliche, Weise des Spinnens mit frei herabhängender Spindel in Sicilien überall angetroffen halte. Seine Aufmerksamkeit wurde zuerst in Taormina darauf gelenkt, wo er die Frauen auf den offenen Tennen der Häuser durchweg damit beschäftigt sah“.
Uralt, wie die Wirtel oder Spindelsteine, sind auch die Wehegewichte, welche verhältnismässig recht häutig gefunden werden. So ist z. B. die Niederlausitz besonders reich an solchen Funden.
In den „Annalen des Vereins für Nassauischc Altertumskunde und Geschichtsforschung“ (IV. Band, 1879) veröffentlichte A. v. Cohauscn interessante Mitteilungen über „Das Spinnen und Weben bei den Alten“- Er sagt: man mache sich eine falsche Vorstellung, wenn man glaube, der Faden wickle sich durch die Rotation der Spindel «auf diese. „Ihe Rotation der Spindel gibt dem Faden nur den Drall. Um jenen aufzii- wiekeln, nimmt die Spinnerin die Spindel, setzt sie mit der einen Spitze gegen die Brust, mit der andern gegen den Zeigefinger der linken Hand und giebt ihr mit dem Daumen und Mittelfinger derselben Hand eine drehende Bewegung, bis der Faden, der von der rechten geleitet wird, aufgewickelt ist. Er wird dann wieder mit einem „Stich“ auf der Spindel
*) Verb. d. Bert Ges. f. A., K. u. F., I8H.1, S. r>U.