Heft 
(1893) 2
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Die ältesten Spinn- und Webegeräte.

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testgemacht; und dm drei Operationen des Ausziehens, Drehens und AnHvirkelns des Fadens gehen, wie beschrieben, weiter. Dabei berührt dm Spindel den Huden nie; sie tanzt nicht wie ein Kreisel auf dem­selben; oder wenn sie es thut, so sind das besondere Spinnkünste oder Spielereien. .ledocli wird die Rotation der Spindel nicht nur in der eben beschriebenen Weise, sondern auch dadurch bewirkt, dass man die Spindel mit der (lachen Hand auf dem Schenkel reibt oder vielmehr rollt. Wir sehen dies auf Rildern von Heni-llassan dargestellt (Wilkinson II. pag. 85, Hg. 8); und es soll auch noch in Klein-Asien gebräuchlich sein. Als ilie Miidclmn abends noch zur Spinnstube kamen,*) war. der Rocken mit 10, 12, 14 Spindeln besteckt, d. h. mit so vielen, wie sie an einem Abend voll zu spinnen gedachten; der Wirtel wurde nach und nach auf­gesteckt. Wenn gesagt ist, dass der Faden mit Speichel benetzt wird, so ergibt sich nach einer. Zeichnung, welche Blümner in derArchäo­logischen Zeitung (1877, Taf. 6) bringt, dass in manchen Fällen die Spinnerin es vorzog, den Faden durch den Mund laufen zu lassen.

I"in das Weben in vorgeschichtlicher Zeit anschaulich zu erklären, sind mehrfach Versuche gemacht worden, den primitiven Webstuhl auf- zubaucn. Rauer in Zürich stellte einen solchen her, mit welchem man die in den Pfahlbauten vorkominenden, nicht ganz einfachen Gewebe weben kann. Derselbe genügte aber A. v. Cohausen nicht.Da es mir, sagte er, (a. a. O., S. 27)nicht gelingen und einleuchten wollte, wie für so viele Gewichte, auch wenn man grosse Gruppen von Kett­fäden vereinigte, genugsam Platz bliebe und wie namentlich dieselben imstande sein sollten, dem Gewebe eine gleiclnnässige Breite zu er­halten, so liess ich den pfahlzeitlichen Wehstuhl auf sich beruhen und konstruirte mit dem derzeitigen Sekretär desNassauischen Altertums­vereins, Herrn Isenbeck, einen Webstuhl oder vielmehr das Modell eines solchen (im Musstabe von 1 : 5), mit welchem wir imstande sind, die in hiesiger Samlung (Wiesbaden) vorhandenen egyptischen, römischen und fränkischen, nicht minder auch die aus den Pfahlbauten heirührenden Gewebe herzustellen.

beider kann niemand auf solchem Webstuhl nach Proben arbeiten, welche uns die Gewänder dersteinalteu Märkei vei gegenwärtigen Kurilen, ("ns fehlt hier eben solche Prohen-Saiunilnng, wie sie z. . in meiner Heimat Ostpreussen ungemein reichhaltig vorhanden ist und sic i u. a. auf die dem 2. und 3. Jalirli. n. Chr. angehörenden Skelettgraber z 'i (orjeiten, Gruneiken und Warneiken bezieht. Wäie es an ers,

hätte sich dies G. Buschan - s.Mitteilungen der NiederlansitzerGese -

-ebaft für Anthropologie und Urgeschichte (5. Heft, 1 ) J*.

Erklärung prähistorischer Gewebe und Gespinnste nicht entgehen lasse .

*) In vielen Ländern ist dies heute noch ganz allgemein. (E. Lemke.)