284
Die ältesten Spinn- und Wehegeräte,
Es handelte sich dort um 70 Einzelproben aus 27 Fundorten (davon 5 aus ausserdeutschen Museen). Die llallstadt-Periode war u. a. durch Karlsruhe vertreten.
Demgemäss müssen die Bewohner der Mark resp. die Berliner mit einer gewissen Andacht die trüb’ aussehenden leinenen Beutelchen betrachten, in welchen Münzen u. dergi. zur Aufbewahrung gelangten. Ich nenne da den Ilecksilberfund von Ragow: in einem leinenen Beutel — welcher in einem Topfe steckte — wurden Münzen, Schmucksachen und Barren gefunden. Die Niederlegung dieses Schatzes dürfte dem 11. Jahrhundert angehören. — Auf meine Anfrage beim kgl. Museum für Völkerkunde hier teilte Herr Direktor Voss mir mit: „dass in einem kleinen, dem frühen Mittelalter angehörigen, bei Luckau gefundenen Bronzegefass ein kleiner Leinwandrest enthalten gewesen Ist“.
Die eigentümlichen Webegewichte, von denen ich Ihnen, geehrte Anwesende, einige in den Zeichnungen vorführe, werden sowol auf slavischen, wie vorslavischen Ansiedlungsplätzen gefunden.*)
Der älteste Webstuhl ist ein „stehender“ gewesen, d. h. die Fäden der Kette hingen senkrecht nieder, am unteren Endo mit schweren Gegenständen — wie die Thonpyramiden oder Webesteine — verbunden. Man möge sich den Webstuhl vorstellen: als ruhe eine Stange oder ein Balken auf zwei in einiger Entfernung von einander stehenden Bäumen oder Pfählen. Unsere Vorrichtung zum Teppichklopfen würde sich vorzüglich dazu eignen. Auf dem Balken ruhte das Gespinnst. Dadurch, dass die Fäden der Kette in Gruppen abgebunden waren, ermöglichte man ein sofortiges Weben, welches in Wirklichkeit ja nur ein Flechten war, — d. h. sich aus diesem entwickelte.
„Das Werkzeug“, sagt A. v. Cohausen (a. a. 0.), „mittels dessen die Alten den Einschlagfaden zwischen den Kettfäden durchzogen, nannten sie „Radius“, was keineswegs die uns gebräuchliche Bedeutung des Kreishalbmessers hat. Der Name blieb, während das Werkzeug sehr verschiedene Formen annahm. Wahrscheinlich bediente man sich in der Frühzeit, wie in Indien noch, nicht des Weberschiffchens, sondern einer Nadel oder eines Lineals, über welches der Einschlagfaden gewickelt war. Das Lineal diente dann zugleich, den Faden zwischen den Kettfäden auzuschlagen. Da, wo die Nadel mit einem Öhr oder die Filetnadel mit den Gabeln am Ende Anwendung fanden, bedurfte es zum Anschlägen des Fadens noch eines besonderen Werkzeuges. Wir kennen seine Benennung „Spatha“ bei den Römern, ohne Zweifel von seiner Ähnlichkeit mit dem Schwert. Von Holz hat es sich nicht unter den römischen Antiquitäten erhalten; wol aber wurde noch im vorigen Jahrhundert auf Island bei »lern dort ebenfalls gebräuchlichen stehenden
• Verh. il. Bert. Gett. f. A., E. u. U., 18*5, 8. 23».