Heft 
(1893) 2
Seite
291
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T)ie Amtmännin von Oranienburg.

nahmen aber die Betroffenen daran. Hauptsächlich die Frau Amtmännin wusste ihrer Wut keine Zügel anzulegen und machte einfältigerweise jedermann auf den ihr zugefügten Tort und Schimpf aufmerksam

Der Amtmann selbst klagte:Er bette das umb den Churfürsten nicht Verdienet, dass man seine Fraw so schimpflich mahlen lasse, Er Wolle dess- halb gantz bewegliche Vorstellung thun. Wolte mans ändern gutt. Wolte mans nicht änderen, so were er Zwar ein schwacher Kranker Kerl, aber so schwach Were er doch nicht, dass er sich nicht liesse hinauff bringen und nehme einen Pinsel und streiche die Teuffeley auss. Da es aber Gericke Vor sich Gemahlet, wolte er demselben einen process an Halss werffen und solte es ihn auch 10,000 Thaler Kosten. Ausser dem Amtmannsehepaar nahmen auch die Freunde der Frau Amtmännin, der Lackirer Jacques Dageli, der Lieutenant Tschetschki oder Zetschke und der kurfürstliche Plan- teur Guillaume Huyard an dem Geschehenen Anstoss. Speziell vom ersteren heisst es in den Prozessakten, dass erdem Verlauth nach mit diesser Frawen in nicht geringer Vertrawlichkeit stehen solle, während der Lieute­nant ihr sogar, wie man behauptete, schon im Voraus die ersehnte zweite Ehe versprochen haben soll. Vom Dritten ist in den Akten gesagt, dass er ihrconfidenter Freund gewesen sei. Als solcher wohnte und speiste er im Amtsliause. Dageli und Tschetschki waren früher befreundet gewesen, als sie aber Einer Göttin huldigten, war die Freundschaft in die Brüche ge­gangen. Die Anteilnahme der Drei ist demnach leicht erklärlich und ist die Vermutung nicht von der Iland zu weisen, dass einer dieser Freunde der Vorüber der nachfolgend geschilderten Frevelthat ist.

Der Kurfürst weilte anfangs Dezember 1696 als Gast am sächsischen Hofe zu Dresden. In dieser Zeit seiner Abwesenheit spielte sich in Oranien­burg folgendes ab:

Am Sonnabend, den 5. Dezember, hatte der Schlosskastellan de Porré den mehrfach erwähnten Speisesaal betreten, um dort irgend eine gering­fügige Revision vorzunehmen. Er fand Alles in bester Ordnung. Tags darauf blieb der Speisesaal unbetreten. Am Montag, den 7. früh, meldeten sich beim Kastellan der Ohrist von Hackenborn und zwei andere Kavaliere aus Berlin, die das Schloss zu besichtigen wünschten. Man denke sich den Schreck des braven Aufsehers, als er den kurfürstlichen Speisesaal gewalt­sam erbrochen, die Thürbefestigungen zerstört und eine gewisse weibliche Figur an den Bildeni mit brauner Farbe überstrichen vorfand. Er meldete den Vorfall mit Übergehung des in dieser Sache zunächst zuständigen Amt­mannes direkt dem Schlosshauptmann, späteren allmächtigen Minister Casimir Colbe von Wartenberg, der die Anzeige nach Berlin weiter gab. Der Ober­baumeister Grüneberg befand sich zurZeit in Oranienburg und eilte auf die Nachdricht von dem sonderbaren Einbruch sofort zum Kastellan und liess sich den Saal zeigen. Als Sachverständiger stellte er fest dass das Bild nur mit brauner Wasserfarbe, die sich mit dem Finger leicht abreihen liess, über­pinselt war. Der Schaden war also nicht so bedeutend.

Der Kurfürst war oss über den verwegenen Einbruch in se in Schl

empört ührung betraut und ordnete strenge Untersuchung an. M i t der F

Untersuchung wu rde de r kurfürstliche Ge heimsekretar Au dreas Mieg