Heft 
(1893) 2
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Bninnutopf und Schiminelrcitcr.

Eines Meineides hiermit zu Ende. Die grosse Aktion, die soviel Staub aufgewirbelt hatte, endete kläglich wie das sattsam bekannte Hornberger Schiessen, über den eigentlichen Erheber alles Übels, den Maler Gerieke, bemerkt der Herr Verfasser, dass selbiger ein Spandauer Kind war, woselbst er im Jahre 1665 geboren wurde. Der Kurfürst liess ihn ausbilden und be­finden sich im Königlichen Kupferstichkabinett einige Portraits, welche von Geriekes Kunstfertigkeit Zeugnis ablegen. Von diesen Oranienburger Wand­gemälden sind wie der Herr Verfasser mitteilt keine Spuren mehr vorhanden; auch sind Abbildungen derselben nicht bekannt. Wegen aller übrigen Einzelheiten sei auf die interessante Abhandlung selbst hiermit verwiesen.*) H. Maurer.

Brummtopf und Schimmelreiter

in Erinnerung gebracht durch Carl Bolle.

Diese zwei volkstümlichen Wintcrbelustigungcn fanden bis vor nicht langer Zeit im Dorfe Heiligensee in folgender Weise statt:

Der Brummtopf bestand aus einem Küsschen von Eimergrösse. Statt des Bodens, der herausgenommen, war auf einer Seite Leder aufgenagelt und querüber eine Strippe mit einem Paar Federposen gezogen. Über Letztere spannten sich in zwei Kerben Pferdshaare. Einer nun hält diesen Brummtopf, ein Anderer giesst Wasser auf die den Band ziemlich lang über­ragenden Pferdshaare. Wird dann an diesen gezogen, so brummt es stark und anhaltend.

Zum Herumführen eines solchen Instruments, welches am Sylvester- abend stattfand, gehörten drei junge Burschen, die mit demselben durchs ganze Dorf von Haus zu Haus zogen und dabei Gaben, sei es in Geld, sei es in natura einsammelten, niemals auch ein bei der Gelegenheit dargereichtes Schnäpsshen verschmähten.

Der Führer des Trio betete dazu folgenden Spruch:

Einen scheinen guten Altend, eine fröhliche Zeit,

Die uns der Brummtopf heut' bereit'!

Wir wünschen dem Herren einen gedeckten Tisch,

Auf alle vier Ecken einen gebrat'nen Fisch Und in der Mitt' eine Kanne voll Wein,

Das soll dem Herren sein Labsal sein.

Wir wünschen der Wirtin eine goldne Krön'

Und über's Jahr einen jungen Sohn.

Wir wünschen dem Knecht eine Sens' vollgeladt Dass er kann schneiden frühe und spät.

Wir wünschen der Köchin ein Paar weisse Strümp',

Dass sie sich kann putzen wann der Braut'gam kümmt. Bemerkenswert ist, dass besagte Verse nicht im noch immer üblichen Platt, sondern hochdeutsch hergesagt wurden.

*) Inzwischen hat die J. G. Cottasche Buchhandhing einen Sonderabdruck diese Artikels veranstaltet. Derselbe ist jetzt in Broschürenform erhältlich.