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linimmtopf und Ncliimmelreiter.
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Der Schimmelreiter, am Weihnachts-Heiligenabend sich zeigend, und - ebenfalls von zwei Helfern begleitet, machte die gleiche Runde durchs Dorf.
Er ersetzte offenbar den hierselbst nicht landesüblichen Rumknecht (Knecht Ruprecht). Seine Ausstattung bestand in Folgendem: Ganz in Weiss gehüllt, erschien er nur in Hemd und Unterhosen, Schuhe an den Füssen. Er be
festigt war, mit einem weissen Strumpf darüber und an Letzterem ein rotes Hündchen. So war der Pferdekopf gar nicht übel dargestellt.
Zwei Bindfaden, von dem Bügel zu den Schultern des Reiters verlaufend, gaben dem Apparat Festigkeit und Halt. Ein in der Mitte loch- lormig aufgetrenntes Laken stülpte sich dem Darstellenden über den Kopf, ihn von oben bis unten einhlillend; auch die Hände mussten unter der weissen Hülle verborgen sein. So ausstaffirt kam der Schimmelreiter hopsend angejuckelt und frug ob die Kinder artig wären und beten könnten.
Von seinen Begleitern trug einer einen grossen Beutel voller Nüsse und Pfefferkuchen, der andere dagegen eine Rute nebst einem Beutel voll Asche. Dergestalt waren Lohn wie Strafe in bester Form vorhanden.
Hatten nun die gewöhnlich etwas ängstlichen Kinder obiger Anforderung genügt, so bekamen sie was zu knabbern. Die übel Vorbereiteten aber wurden mit Asche eingerieben oder mit solcher dick bestäubt. Dabei sahen es die Bauern nicht ungern, wenn ihre Mägde bei dieser Gelegenheit etwas "gestiept“ d. h. mehr symbolisch als fühlbar mit der Birkenrute bedacht
Eine Spende an Schimmelreiter und Genossen in verschiedenen Esswaren, meist Eiern und Würsten, bestehend, beschloss den feierlichen Akt.
Allgemeine grosse Fröhlichkeit ist bei solchem Zampern stets die Hauptsache gewesen und die dabei kaum eingeforderten, vielmehr freiwillig dar- gcreiehten Gaben haben sicher auch niemanden gereut.
Ich wünsche mir Glück dazu, wenn auch nicht im Dorf, so doch in dessen Nähe, noch Augenzeuge dieser Vorgänge gewesen zu sein. Genauere Details darüber hat mir soeben der Verwalter auf Scharfenberg, mein lieber Hausgenosse Fritz Bergemann, ausführlich zum besten gegeben. Er weiss gut Bescheid damit, weil er in jungen Jahren mehr als einmal den Schimmelreiter als handelnde Person gespielt, überhaupt den ganzen Rummel von Grund aus mitgemacht hat.
Vorzeit zurückreichen mögen, enthalte ich mich doch, da ich geringen Geschmack am Grübeln ethnologischer Gelehrsamkeit finde, jedweder Betrachtung übee ihren tieferen allegorischen Sinn Wenn der Schimmelreiter wohl mit
wegte sich rittlings auf einem Sägebügel an dem vorn ein Stiefelknecht be-
wurden.
obwohl zweifelsohne genannte Ceremonien, dem Ursprung nach, m graue
Wahrscheinlichkeit auf Wodan hindeutet, mit dessen rrera me nemgeu Rosse Swantewits .ja so grosse Übereinstimmung zeigen, so möchte ic 1 mic 1 dagegen umsoweniger au die Symbolisirung des Biummtopfs wagen. Ge- nügt es nicht, dass Lärm die Freude überall vermehrt? Anderen bleibt es überlassen, aus der Musik des pferdshaarbespannten Fässchens vielleicht das dumpfe Grollen von Thors fernher vernommenem Donner - allerdings im Mittwinter am allerseltensten vernehmbar — herauszuhoren.
Lust d e s Volks an unschuldiger Freude, Hang zum Mimen und das
Wahrscheinlichkeit auf Wodan hindeutet, mit dessen Pferd die heiligen
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