17. (6. öffcntl.) Versammlung des IV. Vereinsjahres.
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Die Gesellschaft für Heimatkunde nimmt mit grösstem Interesse von dem Vorhaben der Stiftung eines Gesamtvereins für deutsche Landeskunde Kenntnis und hofft, dass ein solcher recht bald ins Leben treten werde, spätestens auf dem nächsten für die Osterwoche 1897 in Jena in Aussicht genommenen Deutschen Geographentag.
7. Herr E. Friedel legt eine hervorragende vorgeschichtliche Arbeit unsers Mitgliedes Professor Dr. Hugo Jentsch in Guben: „Das Gräberfeld bei Sadersdorf im Kreise Guben und die jüngste Germanenzeit der Niederlausitz.“ Mit 78 Abbildungen und 4 Tafeln. (Aus den Niederlausitzer Mitteilungen) Guben 1896, zur Ansicht vor.
Wie alle ähnlichen Schriften unsers um die Heimatkunde so verdienstlichen Jentsch auf Grund umfassendster Kenntnis und mühsamer That- sachensammlungen ausgearbeitet, giebt das Büchlein in der Hauptsache eine klare Beleuchtung der germanischen Eisenzeit von der la Tène- Periode bis zum Ende des 3. Jahrhunderts. Für den Beginn der la Tène Zeit in dieser Gegend setzt Jentsch die Zeit nach Mitte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts, für den Beginn der Provinzial-Römischen Zeit frühestens die Mitte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts. Die Untersuchung des Verfassers zeigt, dass die Lausitz einen viel grösseren Reichtum an Eisengerät aufweist, als früher in manchen Forscherkreisen vermutet war.
8. Herr E. Friedel spricht über ein älteres märkisches Stammbuch mit besonderer Rücksicht auf Goethe’s Freundin Minna Herzlieb.
Der hiesige Geheime Sanitätsrat Herr Dr. Becher hat die grosse Liebenswürdigkeit gehabt, mir zur Vorzeigung in der Brandenburgs ein interessantes Stammbuch aus seinem Familienbesitz anzuvertrauen.
Dasselbe stammt aus Züllichau vom Jahre 1794, hat Quer-Klein- folio-Format, einen braunmarmorirten Ledereinband, auf der Schmalseite in rotem Schilde den Titel „Denkmal der Freundschaft“ und auf dem Vorderdeckel die Buchstaben H C F H; das Titelblatt zeigt auf einem Altar eine mit Rosen umwundene Urne, am Fusse reichen zwei Genien (Putten) sich die Hand. Auf dem Altar stehen die Worte: Denkmal der Freundschaft von C. F. Hoppensack. Aus dem bis 1816 fortgeführten Stammbuch erhellt, dass es einem Fräulein Hoppensack gewidmet ist, das später einen Magister und Lehrer am Pädagogium zu Züllichau geheiratet hat.
Der Inhalt und die Ausstattung der festgehefteten Stammbuchblätter ist durchaus im Stil und Geschmack der uns jetzt so eigentümlich anmutenden Übergangszeit zwischen 1794 und 1816. Es giebt viele