82 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres.
das gröbste, wenn dessen Gebrauch allgemein verbreitet und es im Verhältnis zum Preise gut gearbeitet war. Die Absicht des Königlichen Erlasses wurde aber leider vielfach missverstanden. In Berlin hatte man bis dahin nur Kunstausstellungen gesehen, und viele Gewerbetreibende mussten sich, wie Beuth berichtet, erst durch den Augenschein überzeugen, dass jedes im Verhältnis zum Preise gut gearbeitete Fabrikat des Aussteller auch wert sei. Andere, wie die Buchbinder, glaubten, dass ihre Arbeiten Kunstwerke wären und in die gleichzeitig stattfindende Kunstausstellung gehörten. Aus lächerlicher Besorgnis stellte der Eine nicht aus, um seine Fabrikpreise nicht öffentlich bekannt zu geben, der Andere, um schöne Muster und Formen nicht zu verraten. So kam es denn, dass, als der König rief, nur wenige, allzu wenige kamen. Namentlich fiel unangenehm auf, dass solche Gewerbetreibende, die vom Staate wegen ihrer Fabrikate ausgezeichnet und unterstützt worden waren, und von denen man am ehesten eine Beteiligung hätte erwarten können, von der Ausstellung wegblieben. Die erste Berliner Gewerbe- Ausstellung von 1822 ist nur von 176 Ausstellern beschickt worden, meist aus den Provinzen Brandenburg und Schlesien und vom Nieder- rhein. 13 Säle und Zimmer des Gewerbehauses, Klosterstrasse 36, reichten hin, 998 Gegenstände zu fassen.
War der Erfolg der ersten Berliner Gewerbe-Ausstellung auch nur gering, so veranstaltete die Staatsregierung schon im Jahre 1827 eine zweite „öffentliche Nationalausstellung vaterländischer Fabrikate“ im Akademiegebäude. Die Zahl der Teilnehmer stieg auf 208, die der Ausstellungsobjekte auf 1659; dennoch vermochte sie ebensowenig wie die Ausstellung von 1822 eine annähernd richtige Vorstellung von den Leistungen des preussischen Gewerbefleisses zu geben. Noch immer hatten geteilte Interessen und eine Menge, schiefer Ansichten und Bedenken ein rechtes Verständnis für den Zweck der Ausstellungen nicht aufkommen lassen.
Dies waren zwei im wesentlichen als preussische zu bezeichnende Ausstellungen. Der demnächst erblühende deutsche Zollverein liess es wünschenswert erscheinen, dass eine grosse Ausstellung für dies wichtige und das eigentliche wirtschaftliche Rückgrat des deutschen Bundes bildende, handelspolitisch geeinigte Gebiet veranstaltet werde. Das ist die Bedeutung der „Ausstellung deutscher Gewerbserzeugnisse zu Berlin 1844.“ Auf der zur Erinnerung geschlagenen, diese Umschrift führenden Denkmünze sitzt die Germania über einem Stein, der die Inschrift „Seid einig“ trägt, während die Rückseite in Erinnerung an die durch Ernst Borsig begründete Lokomotivfabrikation eine Lokomotive nebst lender zeigt. Am Rande läuft die Umschrift: Vorwärts
mit deutschem Fleisse und deutscher Kraft.