84 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres.
schwer geschädigt worden waren, wiederum zu erhöhter Thätigkeit anzuregen, erreicht.
Nunmehr tritt eine Pause von dreissig Jahren ein, während welcher Berlin die grösste Wandlung, die es in der Geschichte erlebt hat, vollzieht, von der Periode des politischen Niederganges um 1850 durch den Aufschwung von 1864, die Zwischenzeit des Norddeutschen Bundes 1866—1870 und dann als deutsche Reichshauptstadt. Die lebhaft bekrittelte Äusserung des Professor Reuleaux über die deutsche Industrie mit der Wendung „billig und schlecht“ hat doch viel dazu beigetragen, unsern Gewerbefleiss aufzurütteln und in bessere Bahnen zu lenken. Eine reife Frucht hiervon war die wohlgelungene Berliner Gewerbe- Ausstellung, welche am 1. Mai 1879 im fiskalischen Ausstellungspark nahe dem Lehrter Bahnhof eröffnet wurde auf einem Raum von 60 000 qm, wovon 24 000 qm überdacht waren.
An der Ausstellung nahmen teil 1799 Aussteller; für die Konfektion, die am stärksten vertreten war, 450, für die Maschinen-In- dustrie 246, die Metall-Industrie 149, die graphischen Künste 135, das Bau- und Ingenieurwesen 126, die Industrie der Nahrungs- und Genussmittel 109, die Holzindustrie 103, die Industrie der wissenschaftlichen Instrumente 96, die Kurz- und Galanteriewaren 83, die chemische Industrie 62 Aussteller. Geöffnet war die Ausstellung vom 1. Mai bis zum 30. September. Das materielle Ergebnis war glänzend. Aus dem Reingewinn von 500 000 Mark wurde eine Stiftung gebildet, deren Zweck ist, die gedeihliche Fortentwickelung und den Aufschwung der Berliner Industrie zu fördern und zur Wahrung und Hebung ihres Rufes beizutragen.
Bei der Kurzlebigkeit unserer Zeit sind die vorbereitenden Ereignisse, welche der jetzigen grössten Berliner Gewerbe-Ausstellung vorangingen, derartig bereits in Vergessenheit geraten, dass wir sie von unserm heimatkundlichen Standpunkt aus, wenn auch nur in aller Kürze, berühren.
Bereits zu Ende des Jahres 1880 bildete sich wieder ein Ausschuss für eine grosse Ausstellung in Berlin; diesmal sollte es eine Internationale Weltausstellung werden. Allein nicht einmal in Preussen, geschweige denn im Auslande liess sich in den massgebenden Industriekreisen eine Ermutigung hierfür finden und im April 1881 antwortete der Herr Staatssekretär von Bötticher, dass die Reichs-Regierung die Initiative den privaten und Interessentenkreisen lediglich selbst überlasse und für eine in Berlin zu veranstaltende Weltausstellung eine Entscheidung nicht getroffen habe.
Das geschah mit Rücksicht auf die Centenar-Weltausstellung, die für 1889 in Paris geplant war. Nachdem letztere einen glänzenden Erfolg gehabt, wurde der Gedanke einer Weltausstellung in Berlin von