Heft 
(1896) 5
Seite
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88 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres.

pflock wurde auf der Rückseite eine Tafel aus Bronze befestigt mit der Inschrift:Errichtet unter König Friedrich I. im Jahre 1703. Der

Sockel erneuert unter Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1896.

An das Denkmal hat sich ein förmlicher Kreis von Sagen ange­knüpft. Erst kürzlich hat unser II. Vorsitzender E. Friedei eine solche in der ZeitschriftDer Bär Jahrgang XXII 1896 S. 75 mitgeteilt,Die Spree-Norne in Form einer Ballade des Baron von Kurowsky- Eichen etwa a. d. J. 1820, welche der berühmte Carl Loewe unter seine unsterblichen Balladen-Kompositionen aufgenommen hat. Bei­läufig ist auch im Volksmunde behauptet worden, die Rückseite habe eine ßronzetafel gehabt, ja ein Mann erstattete sogar vor einigen Jahren der Polizei eine Anzeige, dass er gesehen, wie ein Dieb mit der Tafel davongegangen sei. Die sorgfältigsten Untersuchungen haben aber er­geben, dass die Rückseite niemals eine Metalltafel gehabt hat. Erst jetzt ist eine solche und zwar aus triftigem, auf der Hand liegendem Grunde am neuen Sockel befestigt worden.

5. Bericht über die Versammlung in der hiesigen Kloster­kirche am 13. Mai 1896 nachmittags 31/2 Uhr.

Der 2. Vorsitzende Herr Geheimrat Friedel eröffnete die Versammlung in dem Kirchengebäude, erläuterte mit kurzen Worten den Zweck der­selben und erteilte, nachdem er dem Probst von Berlin Herrn Dr. Brückner für die Verstattung der Besichtigung gedankt, dem I. Schriftwart Herrn Ferdinand Meyer das Wort zu einem Vortrag.

Zur Geschichte der Klosterkirche bis zur Reformationsfceit.

Sechs Jahrhunderte sind an dieser geweihten Stätte, dem dritt­ältesten Gotteshause unserer Stadt vorübergezogen, das zwar jünger als St. Nicolai und Marien, aber älter als beide in den wesentlichen Partien ihres Baues vor unsern Blicken sich erhebt.

Nachdem das deutsche Schwert und deutsche Kultur den Wenden die Mark Brandenburg entrissen, erstand in der zu Beginn des 13. Jahr­hunderts gegründeten Stadt Berlin, dicht neben dem Markte, in den ersten Jahrzehnten jenes Jahrhunderts die dem heiligen Nicolaus, dem Schutzpatron der Kaufleute und Schifffahrer geweihte Pfarrkirche. Um­geben von einem Kirchhofe und umringt von den schlichten Wohnstätten der eingewanderten Kaufleute, Ackerbürger und Handwerker, war das Gotteshaus, nach mittelalterlichem Brauche, dem Geräusch des täglichen Verkehrs genügend entrückt.

Man war damals noch auf die Bearbeitung von Bruch- und Werksteinen angewiesen. Dazu bot der märkische Boden denzwarschwerzu bearbeitenden, aber unzerstörbaren Granit, der, in verschiedenen Epochen der Erdgeschichte