Heft 
(1896) 5
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90 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des 5. Vereinsjahres.

scheinlich, dass die starkgewölbten klosterartigen Räume des unteren Geschosses, wie solche bis zu dem unlängst erfolgten Abbruch dieses ältesten der Berliner Privatgebäude noch vorhanden gewesen, dem Brande Widerstand geleistet hatten. Überdies waren die Konsole, von denen die Gurtbögen der Gewölbe aufstiegen, mit Skulpturen geschmückt, die auch Bildnisse geistlicher Würdenträger darstellten.

Erst nach der 1270 erfolgten Stiftung des Franziskaner- oder Bar- füsserklosters zu Frankfurt a. O. begannen die Berliner Franziskaner mit der Erbauung des ihrigen.

Im Jahre 1271 haben die erlauchten Fürsten und Herren, Herr Otto und Herr Albert, Markgrafen zu Brandenburg, aus besonderer Neigung gegen den Orden, den Platz, auf dem dieses Kloster erbaut ist, den Brüdern gnädiglich zu ewigem Besitze geschenkt.

So lautet im Chore der Klosterkirche die alte lateinische Mönchs­schrift, deren auch Angelus in seinenAnnales Marchiae gedenkt.

Dieser Baugrund bildete einen Teil des weiten Platzes, der zum alten markgräflichen Hof in der Klosterstrasse gehörte und bis zur Oder­berger (heutigen Königs-) Strasse sich erstreckte; er lag noch innerhalb der städtischen Umfriedigung, aber ausserhalb des bebauten Gebietes, dessen Grenze die Jüdenstrasse bildete.

Zunächst mussten die Klostergebäude zu beiden Seiten des die spätere Kirche umgebenden Kirchhofs errichtet werden; und zwar der Flügel an der Stelle der heutigen Direktorwohnung des Gymnasiums, und gegenüber das Refektorium der Mönche, das den jetzigen Singesaal des Gymnasiums bildet. An der Strasse lag der Klostergarten, hinter diesem die sogenannte grosse Kapelle, die mit einem Kreuzgang zu­sammenhing, der bis zu den Mönchszellen an der neuen Stadtmauer im Zuge der Neuen Friedrichstrasse, und später bis zur Kirche führte.

Bei der Armut der Franziskanermönche, die an Kleidung und Be­dürfnislosigkeit den Geringsten des Volkes sich gleichstellten, scheint der Bau ihrer Kirche nur langsam von statten gegangen zu sein, bis der Dominus (Ritter) Jacobus de Nybede, ein treuer Gefährte der beiden Markgrafen Johann und Otto und ein Freund und Förderer des Ordens, den Mönchen seine Ziegelei schenkte.

Die darüber ausgefertigte Urkunde lautet nach einem Transsumt im Kopiar des geh. Staatsarchivs:

Allen gegenwärtigen und zukünftigen Leuten zum ewigen Ge­dächtnis! Sofern dies sterbliche vergängliche Leben die menschliche Natur so wandelbar gestellt hat, dass die Dinge der Menschen, die sich zeitlich in die Länge ziehen, oft vergessen werden, ist es nothwendig, auf dass etwas bei zukünftigen Leuten in ewigem Gedächtniss bleibe, dass man es mit Fleiss beweise und belege mit wahrhaftigen Briefen. Um dessentwillen bekenne ich, Herr Jacob, von Nybede genannt,