Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres. 91
öffentlich in diesem gegenwärtigen Briefe, dass ich durch Eingabe göttlicher Liebe, zur Seligkeit meiner Seele und der meiner ehelichen Frau, dazu meiner Erbnehmer, gegeben habe den minderen Brüdern des Hauses oder Klosters zu Berlin die Ziegelscheune, die zwischen Tempelhof und Berlin liegt, mit allem Rechte, das mir zukommt oder zukommen möchte, dass sie gleich vollkommen jetzt und zu ewigen Zeiten die Scheune und was dazu gehört, gebrauchen und ordnen mögen nach ihrem ganzen Willen. Dies ist geschehen und gegeben zu Berlin, im Jahre des Herrn, 1290, am Feste der Geburt unserer lieben Frauen, in Gegenwart einiger Bürger, als Curd Schönhausen, Jacob von Lietzen und Curd Belitz, und auch Meister Siegfrieds.“
Hieser wertvollen Schenkung gedachten die Mönche denn auch am Schlüsse jener Inschrift, in der sie den „dictus miles“, neben den beiden Fürsten, als Mitbegründer ihres Klosters bezeichneten.
Mit der Vollendung des Langhauses, dessen edel gegliederte Portalgewände mit den schönen Profilierungen den Bau so charakteristisch gestalten, hatte die Kirche zunächst ihren Abschluss gefunden. Kein himmelaufstrebender Turm war als Zeichen eines himinelaufsteigenden Sinnes dem Gotteshause gegeben; die Demut der Askese, welche die Franziskaner vor allen andern Ordensbrüdern übten, die Bestimmung, herabzusteigen in die untersten Schichten des Volkes, verbot ihnen die Erbauung der Türme. So erhob sich denn auf der Spitze des Giebels ein schlichtes Gestell mit der Glocke, welche die Stunden des Gebets verkündete.
Erst im Jahre 1345 wurde dem Gotteshause der über die Flucht der Seitenwände heraustretende, aus sieben Seiten des Zehnecks gebildete polygone Chor hinzugefügt, der die Kirche den edelsten Bauwerken der Mark ebenbürtig macht. *
Der verheerende Brand im Jahre 1380 hatte das alte Berlin mit seinen engen Strassen, den mit Schindeln oder Rohr gedeckten Fachwerksbauten der Häuser, in Asche gelegt; die beiden Pfarrkirchen waren in Dächern, Obermauern und Gewölben arg beschädigt worden, — nur die Klosterkirche blieb unversehrt.
Verfallen sind inzwischen die Grabkammern unter dem steinernen Estrich, abgetreten die Inschriften der Grabsteine vor den Stufen des hohen Chores, und nur auf einem derselben war noch vor zwei Jahrzehnten die Jahreszahl 1322 zu erkennen. Vielleicht war der Stein erst später eingelegt worden und gehörte einem der ersten der hier Bestatteten an, die im Gewände des Franziskanerordens beigesetzt wurden, um der Verdienste desselben teilhaftig zu werden.
Wie Angelus berichtet, wurde im Jahre 1300 der Herzog Ernst von Sachsen im grauen Kloster zu Berlin begraben. Dann 1317 die Tochter des Markgrafen Otto, die eine Jungfrau oder Nonne — nach