Heft 
(1896) 5
Seite
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92 Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres.

früheren Chronisten einebegebene Jungfrau gewesen. Dies Beiwort ist wohl alsBeghine zu deuten. Ein Konvent der Beghinen, die nach Art der Nonnen, aber ohne klösterliches Gelübde, sich frommen Übungen, besonders der Krankenpflege widmeten, überdauerte die Kirchen-Re- formation, bis das Gebäude (Brüderstrasse 2) im Jahre 1589 durch einen Brand eingeäschert wurde.

Der älteste von den noch erhalten gebliebenen Grabsteinen gehört dem im Jahre 1308 verstorbenen Bürgermeister Konrad v. Belitz an, welcher schon im Jahre 1288 als Aldermann die Gewerks-Privilegien der Schneider mit bestätigte. Wir sehen in festen Linienumrissen das uns allein überlieferte Bild eines jener weisen und kräftigen Rathmannen und Patrizier, denen Berlin, neben den Blankenfelde, den Rathenow, Lietzen und Ryke seine Grösse verdankt. Auch für die Trachtenge­schichte ist jener Stein von höchster Wichtigkeit; das fast bis zum Fuss- knöchel reichende Gewand wird durch einen schmalen Ledergürtel zu­sammengehalten, das Haar fällt vorn in die Stirn, der Bart ist kurz geschoren.

Im Jahre 1365 fand im Chor der Klosterkirche die Beisetzung des Markgrafen Ludwig (des Römer) statt, wie Angelus nach des Chronisten Buchholz Angabe undnach Ausweis einer alten Tafel berichtet, die noch vor wenig Jahren in der Klosterkirche vorhanden gewesen. Auch Garcaeus sah diese Tafel und hat uns die lateinische Inschrift derselben überliefert. Sie lautet in der Übersetzung:Im Jahre Christi, 1365,

starb der erlauchte Fürst und Herr, Ludwig der Römer, Markgraf zu Brandenburg, der Sohn des unbesiegten Fürsten und Herrn, des Kaisers Ludwig. Hier unten bei dem Altare ist er mit ziemenden Ehren be­stattet worden.

Bei ihrem Eheherrn und Gatten, hier bei diesem Altare, ist auch, wie sichs gebühret, seine berühmte und erlauchte Frau Kunigund, feierlich begraben. So lautete, nach Garcaeus, die Inschrift ihres Grabsteins.

Als in den vierziger Jahren die Renovierung der Kirche er­folgte, fanden sich vor dem Altare nur noch die Reste der gemauerten Grüfte vor.

Wir gedenken ferner des mit einem Wappen versehenen Leichensteins des Ritters Kraft von Lentersheim, und der schönen Votivtafel des Grafen von Hohenlohe. Beide, und Johann von Utenhofen, hatten als fränkische Ritter ihre Treue gegen den neuen Herrn der Mark, den Burggrafen Friedrich, in der blutigen Schlacht auf dem Cremmer Damme (1412), mit dem Leben bezahlt oder Wunden bis auf den Tod davongetragen. Friedrich errichtete ihnen in der Klosterkirche, welche für das angrenzendehohe Haus die Stelle einer Hofkirche vertrat, Grabmäler, von denen dasjenige Utenhofens verschwunden ist.