Heft 
(1896) 5
Seite
93
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Protokoll der 3. (2.) ausserordentlichen Versammlung des V. Vereinsjahres. 93

Halten wir weitere Umschau, so meldet ein dem Wilcke Blanken­felde errichtetes duukelbraunes Denkmal von den Verdiensten dieser reichsten und mächtigsten Patrizierfamilie in Berlin, deren Mitglieder von 1284 bis zum Schluss des 16. Jahrhunderts dem Rate der Stadt an­gehörten. Sie stifteten den vergoldeten Marien-Altar im nördlichen Seitenschiff.

Hervorzuheben von den hier Bestatteten sind noch: Graf Johann von Hohenstein, der St. Johanniter Ordensmeister (1428), der berühmte Landvogt Georg von Stein, Herr auf Zossen (1497), von dessem hier gleichfalls ruhenden Sohne, Friedrich von Stein (1537), Kurfürst Joachim II. die Herrschaft Zossen erbte; der Grosskomthur des deutschen Ordens in Preussen, Clas vom Pach, welcher 1521 mit einer Gesandt­schaft des Ordens am Hofe des Kurfürsten Joachim I. verweilte und hier eines plötzlichen Todes verstarb. Sein mit einem Wappen in Erz­guss geschmückter Leichenstein ist noch vorhanden.

Keine andere Kirche Berlins hat noch so viel des künstlerischen Schmuckes aufzuzeigen, wie unsere Klosterkirche. Die Mönchsstühle an beiden Seiten der Chorwand sind einfach, aber ihre treffliche Holz­schnitzereien in flachem Relief erzählen in einer Art Bilderschrift die einzelnen Momente der Passion. Wir sehen die verräterisch schmeichelnden Züge des Judas; eine Hand mit dem Schwert und daneben ein Ohr er­innert an die Gefangennahme des Herrn; ein Halm an Petri Verleugnung; wir erblicken die Werkzeuge der Passion und eine Zange, letztere die Kreuzabnahme andeutend etc.

Nachdem das Licht des Evangeliums dem Lande aufgegangen war, verliessen die Mönche nach und nach das Kloster; die von der ihnen lieb gewordenen Stätte nicht weichen mochten, blieben zurück und bis an ihr Lebensende der Ordensregel treu. Als dann aber der letzte von ihnen, Bruder Peter, am 4. .Januar 1571 zwei Tage nach dem Hin­scheiden des Kurfürsten Joachims II. verstorben war, wurde er, wie der Zeitgenosse Angelus berichtet, folgenden Tagesgar ehrlich zur Erden bestattet.

Die Hallen des Klosters standen verödet da, bis Leonhard Thurneisser seinen Einzug in den nördlichen, von den Franziskanern erst 1471 bis 1474 erbauten Teil des Klosters hielt.

Es muss hier dieses merkwürdigen und für seine Zeit bedeutenden Mannes noch gedacht werden.

Er liess die in ein Domstift umgewandelte Kirche ausbessern und tünchen, schmückte sie mit farbigen Fenstern aus und stellte die Heiligenbilder wieder her.

Thurneysser hat mich neu gemacht,

Da ich war alt und ganz verachtt.

schrieb er einem heil. Franziskus in die aufgeschlagene Bibel. Auch